Altchristlioh?
bedeutende Wandlungen erfahren, und vor allem ist sie durch die etru s-
kische Kunst beeinflusst und rnodificirt werden. Die altetruskische Kunst
erlebte gegen Ende des 8. Jahrhunderts und im 4. Jahrhundert eine Wieder-
belebung in Rom, welche durch das Medium der orientalischen Culte (Cybele
u. s. f.) vor sich ging. Diese erneuerte Kunst war vorwaltend oder gar rein
allegorisch, wie es die alte Etruskerkunst war; ihre Kunstvorstellungen waren
rein religiös-theologischer, ihre Sprache allegorischer, nicht bloss sepulcralei-
Natur 1. Es wäre jetzt noch zu untersuchen, 0b und welche Berührungspunkte
zwischen ihr und der altchristlichen Kunst bestanden.
Diese Darlegung dürfte geeignet sein, das Auftreten der altchristlichen
Symbolik in einem ganz andern und zum Theil neuen Lichte erscheinen zu
lassen. Sie zeigt, in welche Atmosphäre dieselbe eintrat; wie wenig Fremd-
artiges und Ueberraschendes sie dem Geiste und der Empfindung der Römer
des antoninischen Zeitalters darbot.
Wollte man unter sepulcralen Darstellungen solche verstehen, welche nur
auf Tod und Grab, mit Ausschluss dessen, was jenseits dieser ,letzten Dinge;
liegt, Bezug haben, so müsste man in Abrede stellen, dass die altchristliche
Kunst deren kennt. Jene Gedanken, welche nur den unabwendbaren Unter-
gang aller irdischen Creatur zum Inhalt haben, welche nur die Schrecken des
Todes steigern und in der Finsterniss des Grabes keinen Lichtstrahl besserer
Hoffnung haben, sie lagen der Empfindung der ersten Christen vollkommen
fern. Ihre sepulcralen Darstellungen sind zugleich symbolisch-
allegorischer Natur.
Wir gehen zur Aufzählung der einzelnen symbolischen Zeichen und Bilder
über und beginnen mit denjenigen, welche uns Clemens der Alexandriner nam-
haft macht, und über deren Auftreten seit Ende des 2. Jahrhunderts kein
Zweifel walten kann 2.
An der Spitze von allen steht der Fisch 3. Unsere Ansicht über die
Entstehung dieses Symbols ist bereits auseinandergesetzt werden; sie erscheint
Der Fisch.
1 Die hier vorgetragene Ansieht ist die
des bedeutendsten Vertreters der etruskisehexi
Archäologie, ltiliminfs in Florenz, welchem,
wie er inittheilt, auch MOMMSEN jetzt seine
Zustimmung ausgedrückt hat. Vgl. über
den Gebrauch der Allegorie BLÜMNER Laokoon-
Studien (Freib. u. Tüb. 1881) Bd. I.
2 Es versteht sich, dass hier nicht auf
alle Details eingegangen und die gesarmmte
die einzelnen Symbole angehende Littcratur
angeführt werden kann. Nach beiden Rück-
sichten muss auf die Real-Encykl. d. ehristl.
Alterth. sowie auf FR. Münrnns Sinnbilder n.
Kunstvorstellungen der alten Christen' (Altona
1825) verwiesen werden. Es muss des wei-
tern bemerkt werden, dass wir, um den Zu-
sammenhang nicht völlig zu zerreissen, bei
dieser Uebersicht der einzelnen Symbole
ausser den Wandmalereien auch die übrigen
Zweige der Kunst berücksichtigen.
3 Vgl. PITRA IXBTE sive de pisce alle-
äF
gorico et syinholico (Spieil. Solesm. Ill
499 DE ltossi De c-hrist. monum.
IXHTZV cxhibentibus (ibid. p. 545
lnscr. christ. urb. R. II 1, p. x11 sq. FERD.
BECKER Die Darstellung Jesu Christi unter
dem Bilde des Fisches. Bresl. 1866. WIL-
PERT Prineipienfragen der christlichen Archäo-
logie mit besonderer Berücksichtigung der
Iersehungen" von SenuLTzE, HASENCLEVER und
Aonnms, Freiburg 1889, S. 37 f. (gegen
V. SenULTzn Archäologische Studien, und
H. AGHELIS Das Symbol des Fisches und die
Fischdenkmäiler der römischen Katakomben.
Marb. 1888). Die Unreife des Urteils und
die Anmasslichkeit des Tons, welche Schriften
wie die letztgenannte auszeichnet, überhebt
mich der Verpflichtung, mich mit den in ihr
vorgetragenen Ansichten ausein a-nderzusetzen;
übrigens ist Hrn. Aehelis bereits durch Wil-
pert die gebührende Zurechtsetzilng zu thell
geworden.