Drittes Buch.
bezeichnet 1. Clemens Alexandrinus spielt mehrmals auf das Sinnbild des guten
Hirten an 2 und nennt in dem dem zweiten Buch des Paedagogus beigegebenen
Hymnus Christus den ,Hirten der königlichen Lämmer'3. Dazu stimmt merk-
würdig, dass die ältesten uns erhaltenen christlichen Malereien des Orientes,
die von Pacho in der Gyrenaica entdeckten, das Bild des guten Hirten (in
Cyrene selbst) bieten 4.
Gleichwol muss man Anstand nehmen, mit Bayet in diesen Indicien einen
Beweis für den orientalischen Ursprung dieses Typus zu sehen. Abgesehen
davon, dass der ,Hirt' des Hermas in Italien geschrieben ist, findet sich die
Idee des guten Hirten als des Führers des auserwählten Volkes bereits in
dem seit einigen Jahren erst bekannt gewordenen Stück des ersten Briefes
des Clemens Romanus, also in einem zu Rom in den letzten Jahren des
1. Jahrhunderts verfassten Schreiben.
Dagegen dürfte ein anderes dem christlichen Alterthum entstammendes
Sinnbild entschieden auf den Orient, und zwar auf Alexandrien hinweisen.
Die altchristlichen Symbole sind im allgemeinen Bilder, welche von dem
dargestellten Gegenstand zwar verschieden sind, aber doch eine natürliche
oder eonventionelle Beziehung zu ihm besitzen. Das springt z. B. sofort in
die Augen bei dem guten Hirten, dem Lamme, dem Schiff oder Anker. Nicht
so bei dem Fisch (dem Ichthys), den Clemens Alexandrinus neben diesen
Symbolen erwähnt. Man würde hier vergebens nach einem Zusammenhang
des Dargestellten mit der Darstellung suchen. Die Beziehung ist im Gegen-
theil vollkommen künstlich und willkürlich. Eusebius hat uns die Belehrung
hinterlassen, dass wir es hier mit einem Akrostichon zu thun haben, d. h. mit
einem WIorte, dessen einzelne Buchstaben die Initialen anderer Worte sind,
deren Zusammensetzung den Sinn ergeben, welchen das Akrostichon in ge-
heimnissvoller Weise andeutet 5. Optatus und Augustinus haben diese An-
gaben bestätigt 6. Demnach bedeutet der Ichthys: IIICOYC XPSICTOC GSOY
TIOC CoiYfl-IP Jesus Christus, Sohn Gottes, Heiland.
Die Liebhaberei, solche Tesserae, die in einem einzigen Worte einen ganzen
Satz oder ein Bekenntniss enthielten, herzustellen, war aber eine Specialitat
der alexandrinischen Juden. Der Name der Makkabäer war aus den Initialen
der Devise gebildet, welche Judas der Makkabäer auf seinen Lippen wie auf
seinen Fahnen trug: ,Wer unter den Gewaltigen ist dir ähnlich, o Herr?"
Die Juden haben bis tief ins Mittelalter diese Neigung beibehalten; man weiss,
welche Rolle dieselbe in der Kabbala gespielt hat.
Aber die Juden waren nicht die Einzigen, welche das Spiel mit Akrostichen
trieben. Die orphische Geheimlitteratur scheint einen ausgiebigen Gebrauch
' Vgl. die neuesten Ausgaben des jetzt
restituirten Abercius-Epitaphs: PITRA Spie.
Solesm, anal. sacr. II (Par. 1884) 162-188;
Proleg. p. XXVI. DE Rossl Inser. II, prooem.
p. xn-xxrv. LIGHTFOOT Apost. Fathers
II (Lond. 1889) 1, 476: äßäpzzrfg ein:
noguäuog riyvnü.
2 Paedag. I o. 7.- 9; Strom. I c. 26.
3 17040211 zlpwüu ßao-zlzzzüv (v. 4); vgl.
v. 19. 20.
4 PACHO Relation d'un voyage dans 1a
Marmarique, 1a Cyränaique etc. (1827-1829)
pl. 13. 51. GARRUCCI Stur. tav. 1056.
5 EUSEB. Constantini Orat. ad Sanct.
coetum c. 18 (ed. HEINIGFIEN p. 383
"E07: öä v? äzpoonzäg {4Ürq' 7170-05; Xpzerwig,
19:06 uiäg, o-wnjp, a-raupög u. s. w., wozu eine
lange, angeblich den sibyllinischen Büchern
entlehnte Epexegese folgt.
6 OPTAT. De sohism. Donat. III 2.
AUG. De civ. Dei XVIII 23: ,H0rum autem
graecorum quinque verborum quae sunt
71700üg Xpunög 9.9017 Tiög Zarräp Si primas
lit-teras iungas, erit ilzüüg, i. e. piscis, in
quo nomine mystice intelligitux- Christus."
7 2 Mos. 1-5, 11.