FRANZÖSISCHE
RENAISSANCE.
WANDMALEREI,
BEMALTE SKULPTUR,
UND WEBEREI.
BUCHEINBÄNDE
Auf dieser Tafel kommt der Unterschied der früheren und späteren Renaissance in Frankreich so recht
zum Vorschein. Während Fig. I und 2 elegante aber maßvolle Bewegung, Fig. 3 und 4 sogar eine gewisse
Starrheit der etwas derben Formen zur Schau tragen , ist bei Fig. 8 alles in Thätigkeit und voll Leben;
selbst die Fruchtgewinde scheinen im Winde zu schwanken. Auch die Anordnung und Verbindung der
einzelnen Gruppen, wie der übergrosse Reichtum an Figürlichem weisen auf eine Zeit hin, wo der Grund-
satz weiser Mäfsigting nicht mehr so sehr im Vordergrund des künstlerischen Schaffens stand. Dieser
Mangel des Mafshaltens tritt auch bei den beiden Buchdecken (Fig. 6 und 7) hervor, welche uns eine andere
Verzierungsart als die auf Tafel 64, Fig. 4-7, angegebene vor Augen führen.
Fig. 2-5, I0, II lassen uns erkennen, dafs bei der Bemalung plastischer Ornamente wenige Farben
zur Anwendung kamen, dafs aber Gold stets vorherrschtc. Letzteres war bei Stuckverzierungen überhaupt
oft die einzige Farbe, die höchstens durch einen farbigen Grund noch herausgehoben wurde. (Vergleiche
Fig. I0 und II.)
Fig. I. Gemalter Fries zu beiden Seiten eines Kamins im Hotel d'Aluie zu Blois. Stil: Louis XII.
(I. Hälfte des XVI. Jahrhunderts.)
„ 2. In Holz geschnitzte Füllung aus dem Schlosse zu Gaillon. Stil: Louis XII. (I. Hälfte des
XVI. Jahrhunderts.)
„ 3 u. 4. Geschnitzte und bemalte Unterzugs-Füllungcn an einer Decke im Assisen-Hofe zu
Dijon. Stil Frangois I. (I. Hälfte des XVI. Jahrhunderts.)
„ 5. Geschnitzte und bemalte Decken-Füllung aus dem Zimmer der Diana im Schlosse zu Anet,
Stil Henri II. (Mitte des XVI. Jahrhunderts.)
„ 6 u. 7. Französische Bucheinbände. (II. Hälfte des XVI. Jahrhunderts.)
„ 8. Gemalte Wandfüllung in der Bibliothek des Arsenals zu Paris. Stil: Henri IV.-Louis XIII.
(I. Hälfte des XVII. Jahrhunderts.)
„ 9. Gemalter Wandfries aus dem Schlosse zu Fontainebleau. Stil: Louis XIII. (I. Hälfte des
XVII. Jahrhunderts.)
„ IO u. II. Bemalte Stuckfriese aus der Gallerie des Apollo im Louvre zu Paris (von Berain)
Stil: Louis XIV. (II. Hälfte des XVII. Jahrhunderts.)
„ 12. Bordüre von einem Gobelinteppich (von Le Brun). Stil: Louis XIV. (II. Hälfte des
XVII. Jahrhunderts.)
Entnommen aus:
dbrnelnenlf
Daly, C. Motifs histori ues d'architecture et de scul ture d'o
71 q P
"Guiffrey, histoire gänärale de 1a tapisserie."
"hlonulnents enädils ou peu connus, faisant pariie du cabinet
„Pfn0r, monographie du Palais de Fontainebleau."
„Reiber et Sauvageot, Part pour tous."
Guillaume