Im Anschluß an die vorstehende Schilderung der auf den
Tafeln gezeichneten anatomischen Teile seien noch
einige Besonderheiten besprochen, die sich auf
Lippen, Nase, Auge und äußere Behaarung be-
ziehen.
Lippen. Die Spürhaare der Lippen sind verhältnismäßig groß und
zahlreich an der Unterlippe und hier ziemlich gleichmäßig
verteilt. An der Unterlippe tritt das Kinn hervor; Es er-
scheint beim Hirsch gespalten durch eine mittlere Furche,
die schmal nahe dem freien Lippenrande beginnt und dann
nach hinten zu allmählich weiter wird. Bei der Ziege be-
finden sich hinter dem Kinn der deutliche Bart und hinter
diesem in der Kehlgangsgegend nicht selten die sogenannten
Glöckchen, welche scheinbar Hautverlangerungen von ver-
schiedener Form darstellen. An der Unt erlippe reichen
die Deckhaare bis auf wenige Millimeter an den freien Rand
der Lippe heran. Der letztere erscheint schwarz bzw. schwärz-
lich und ist dadurch ausgezeichnet, daß er in der dem Lippen-
Winkel benachbarten Partie große, vorspringende Wärzchen
(Papillen) tragt, die freilich nach Form und Länge bedeuten-
den Schwankungen unterworfen sind. Bei der Ziege er-
strecken sich die kegelförmigen Wärzchen auch auf die dem
Mundwinkel abgekehrte Partie der Unterlippe und reichen
bis zu deren Mitte. Die nach dem behaarten Teile der Lippe
zu gelegenen Wärzchen sind mehr kegelförmig (besonders bei
Hirsch und Reh), die nach innen stehenden hoch und
meist zungenförmig, außerdem öfter geteilt bzw. gelappt. Sie
gehen am Lippenwinkel in die Warzchen der Backenschleim-
haut über. Die den freien Lippenrand überziehende Haut ist
haarlos und sehr oft schwärzlich bzw. braunschwarz. Die
Schleimhaut der Unterlippe und vor allem das Zahnfleisch
erscheinen ebenfalls an einzelnen Stellen schwärzlich (pig-
mentiert). Eine Ausnahme hiervon machen die weißen
Ziegen.
Papillen in der dem Mundwinkel abgekehrten Partie der Lippe
sogar bis zur Mitte der Oberlippe. Am Zwischenkiefer ist die
Schleimhaut verdickt zur Zahnplatte, die beim Hirsch eine
feinkörnige Oberfläche hat. Nahe der Zahnplatte und an deren
Randpartien ist die Schleimhaut meist pigmentiert (ausge-
nommen bei weißen Ziegen). Der mediane (mittlere) Teil der
äußeren Fläche der Oberlippe und die zwischen beiden Nasen-
Hügeln gelegene Nasenspitze sind unbehaart; so entsteht eine
dem Flotzmaule des Rindes zu vergleichende Bildung, die
bei der Ziege, bei der sie am wenigsten deutlich ist, als
Nasenspiegel bezeichnet wird. Sie ist bei Hirsch und
Reh und an einem kleinen Teil auch bei der Ziege ge-
feldert und erscheint feucht und mehr oder weniger glänzend.
Im Gegensatz zum Rinde trägt sie bei Hirsch und Reh
vereinzelte deutliche und ziemlich lange Haare. Das Flotz-
maul erstreckt sich vom unteren Nasenwinkel aus zum kleinen
Teil noch auf den äußeren Nasenflügel und ungefähr auf die
untere Hälfte des" inneren Nasenflügels, bei der Ziege sogar
fast auf den ganzen inneren Nasenflügel. Bei der Ziege ist
außerdem die Oberlippe in der Mitte durch eine tiefe Furche
(Lippenrinne) gespalten.
Die Oberlippe ist viel wulstiger als die Unterlippe, so daß der freie
Rand dicker ist als dort." Die Haare reichen direkt bis an
den freien Rand heran. Auch bei der Oberlippe trägt die
Schleimhaut in der dem Mundwinkel benachbarten Partie
Wärzchen, die vom behaarten Teil aus zunächst in der Regel
niedrig, kegelförmig und fast körnig sind, dann aber höher
werden. Bei der Ziege erstrecken sich diese warzenförmigen
Das Nasenloch hat im allgemeinen eine halbmondförmige Gestalt, so
daß der untere Nasenwinkel nach unten und innen, der obere
nach oben und außen gerichtet ist. Die Behaarung hört
bei Hirsch und Reh nicht direkt am äußeren Rande des
Nasenloches ganz auf, sondern erstreckt sich ein wenig noch
auf die Innenfläehe der Nasenflügel. Beim äußeren Nasenflügel
tritt dies am deutlichsten hervor, am wenigsten deutlich am
unteren N asenwinkel. Der innere Nasenflügel trägt sogar an
seiner Innenfläche in seiner unteren (inneren) Hälfte etwas
stärkere Haare, die das Eindringen von Staub verhindern
sollen. Bei der Ziege ist die Behaarung ähnlich; sie
hört aber am freien Rande der Nasenflügel auf. Nur an
der Innenfläche der inneren Nasenflügel finden sich ver-
einzelte, etwas stärkere Schutzhaare gegen das Eindringen
von Staub usw.
Auge. Die Augenlider zeigen die bekannten Lidfurchen und
die großen Spürhaare , die besonders über dem inneren
Augenwinkel zahlreich sind. Die Behaarung der Augenlider
ist im übrigen die übliche. Am freien Rande des oberen
Augenlides finden sich die Wimpern, die zwar verschieden
344