Volltext: Anatomie von Hirsch, Reh und Ziege (Bd. 4)

werden kann. Die Grube entsteht durch eine Einstülpung 
der äußeren Haut; am Rande der Grube hören die Haare auf, 
so daß die die eigentliche Grube auskleidende Haut haarlos 
oder nur mit spärlichen Haaren bedeckt ist. In der Grube 
sammelt sich meist ein dem Ohrenschmalz ähnliches Sekret 
an. Oft macht es den Eindruck, als 0b vom hinteren Ende 
der Grube eine flache Rinne zum inneren Augenwinkel ziehe. 
Beim Reh fehlt die Tränengrube oder ist nur sehr klein; es 
erscheint aber die Haut an der betr. Stelle in der Regel ver- 
tieft; bei der Ziege fehlt die Tränengrube. 
22 (Fig- 8, 9, 10 u. 11) Nasenbein. Es bildet die knöcherne 
Grundlage des Nasenrückens und liegt unter der äußeren 
Haut und dem dünnen Hautmuskel bzw. dem Heber der Ober- 
lippe und des Nasenflügels (b in Fig. 7), so idaß es sich durch 
diese hindurch äußerlich modelliert. Nach vorn geht jedes 
Nasenbein in zwei Spitzen aus (s. Fig. 9), an die sich die 
Nasenknorpel ansetzen. 
23 (Fig. 8, 9, 10 u. 11) Zwischenkieferbein (Os incisivum). Es liegt 
am Mundende des Kopfes und begrenzt mit dem Nasenbeine 
den knöchernen Naseneingang. Sein Körper ist platt 
und enthält kreine Schneidezähne. 
24' (Fig. 8, 9, 10, 11 u. 17) Untere Schneidezähne. Hirsch, Reh und 
Ziege besitzen im Unterkiefer jederseits 4, im ganzen also 
8 Schneidezähne. Die unteren Schneidezähne nehmen von der 
Mitte aus nach außen allmählich an Größe ab und besitzen 
im allgemeinen Schaufelform, d. h. sie haben eine verbreiterte 
 Krone, einen deutlichen Hals und einen erheblich dünneren 
Wurzelteil. An den äußeren Schneidezähnen wird die Schaufel- 
form sehr oft undeutlich; diese Zähne nehmen dann mehr die 
Meißelform an, "besonders der äußerste (s. auch unten). 
bedeutend kleiner als die der männlichen; der aus dem Zehnfache vor- 
stehende Teil des Hakenzahns dürfte beim männlichen Hirsch höchstens 
1 cm lang sein; bei beiden schleifen sich die Haken mit der Zeit ab und 
bekommen eine schöne Kestanienfarbe. Beim Rehbock sind die Haken- 
zähne weiß. Bei den stammesgeschichtlieh ältesten, noch geweihlosen 
Hirschen ist der obere Haken zu einem mächtigen Hauer entwickelt, 
 während er mit der Ausbildung des Geweihes allmählicher Rückbildung 
unterliegt. In der Jägersprache werden die Haken als Gräne. Grannen 
oder Grandeln bezeichnet. Zur den Schneide- und Eckzähnen kommen 
6 obere und 6 untere Backzähne (s. unten). 
Zahnwechsel. Schneidezähne, Eckzähne und die drei vorderen 
Backzähne werden gewechselt. 
Beim Rotwildkalb sind bei der Geburt nur die Milchschneidezähne erkennbar, 
die Milcheckzähne und die Milchbackzähne erscheinen in den ersten vier 
Lebenswochen. Im 6. Monat, also gegen Ende des Kalenderjahres, er- 
scheint der erste bleibende Baokzahn, d. i. der 4. der ganzen Back- 
zahnreihe; im Mai des folgenden Kalenderjahres bricht der 5. Back- 
zahn durch. Im August des 2. Kalenderjahres, wenn das Kalb etwa. 
15 Monate alt ist, werden das innere Schneidezahnpaar und die oberen 
Eckzähne gewechselt, dann folgen im September oder Oktober das mittlere 
 und das äußere  Schneidezahnpaar und im März des 3. Kalenderjahres 
das untere Eckzahn-ß.  Im März erscheint der letzte 
oder 6. bleibende Backzahn, und im Herbste desselben Jahres werden die 
Milchbackzähne gewechselt, so daß das Gebiß des Hirsches mit 2112 Jahren 
vollendet ist. 
25 (Fig. 8) Oberer Haken-(Eck) Zahn des Hirsches. 
Von den Schneidezähnen wird der seitliche jederseits als der an die Schneide- 
zähne herengerückte und auch in der Form diesen angepeßte untere 
Eckzahn (H akenz ahn) aufgefaßt. Im Oberkiefer fehlen die Schneide- 
zähne. Es kommt aber beim männlichen Rotwild (Edelhirsch) in der Regel 
(s. unten), beim Reh- und Damwild selten (z. B. in einer Sammlung von 
104 Rehköpfen 4 mal, in einer anderen von 250 Schädeln 24 mal) ein ob erer 
Eckz eh n (Hake nzahn) vor; er ist beim Rotwild (Fig. 825) im allgemeinen 
rundlich-stumpf, wenn er auch beim männlichen Hirsch mit einer stumpfen 
Spitze, beim weiblichen Tiere mit einer gerundeten Beule endet; beim 
Rehwild ist der Hakenzahn stiftförmig und schlank und hat beim Reh- 
bock etwa. die Form eines Fangzahnes vom Marder. Dieser Hekenzahn 
sitzt bei alten Stücken nur lose im Oberkiefer und geht infolgedessen bei 
diesen öfter verloren. Die Haken der weiblichen Hirsche und Rehe sind 
Beim Rehkitz sind bei der Geburt die 8 unteren Milchsohneidezähne und in 
jeder Kieferhälfte oben und unten je 3 Milchbackzähne vorhanden, von 
denen der 3. des Unterkiefers drei hintereinandergelegene Spitzen bzw. 
Kämme trägt. Von den Milchschneidezähnen wird das innere Paar Ende 
Oktober bis Ende November gewechselt, das zweite im Januar des folgen- 
den Kalenderjahres, das dritte im März bis April und das vierte (untere 
Eckzahnpaar) im-April bis Mai, so daß alle bleibenden Schneidezähne vor- 
handen sind, wenn das Rehwild 12 bis 15 Monate alt ist. Vor dem Be- 
ginne des Sohneidezahnwechsels, etwa. Ende September bis Oktober, kommt 
hinter dem letzten Milchbackzahn der erste bleibende Backzahn (der 4. 
der ganzen Reihe) zum Durchbruch, und etwa vier Wochen später der 
näohstfolgende. Erst wenn die Schneidezähne sämtlich gewechselt sind, 
etwa. im Alter von 14 Monaten (Juni des 2. Kalenderjahres), werden rasch 
nacheinander die Milchbackzahne gewechselt (der Ersatzzahn des 3. im 
Unterkiefer trägt bemerkenswerterweise nur zwei Spitzen bzw. Kämme). 
Bald nachher erscheint der letzte, 6. Backzahn, so daß das Gebiß des 
Rehes im Juli des 2. Kalenderjahres vollendet ist. 
26 (Fig. 8, 9, 10 u. 11) Oberkieferbein (Maxilla). Es bildet die 
knöcherne Grundlage des größten Teiles der seitlichen An- 
gesichtsiiäche. Es enthält in seinem Zahnfachrande die 6 
pberen Backzähne, die vom 1. bis 6. an Größe zunehmen. 
27 (Fig. 8. 10 u. 11) Gesichtsbeule (Gesichtshöcker). 
28 (Fig. 8, 10, 11 u. 17) Schneidezahnteil (unpaarer) und 
28' (Fig. 7, S, 10 u. 11) Backzahnteil (paariger Teil) des Unterkiefer- 
körpßrs. Der Schneidezahnteil (28) bildet die knöcherne Grund- 
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