Volltext: Handbuch der Anatomie der Tiere für Künstler (Textbd.)

mehreren Stellen, dann heisst er 2, 3, 4, mehrästig; ist sein Bauch gespalten, dann 
entsteht der 2 oder mehrbäuchige Muskel. Reicht die Sehne in den Muskelbauch, so- 
dass sich die Fleischfasern seitlich an dieselbe ansetzen, dann sprechen wir von einem 
geiiederten oder, wenn die Sehne an einem Muskelrande liegt, von einem hQllJgOflQClETlCH 
Muskel u. s. w. 
Die Wirkungen der Skelettmuskeln bestehen, wie schon bemerkt, 
darin, dass sie Skelettteile beivegen. Die Skelettteile verhalten sich 
dabei wie Hebel (s. S. ö und 'l'ext1igz  Durch die Muskel- 
wirkung werden die beiden Iliuskelenden, bezw. die Skelettpilnkte, an 
denen sie ansetzen, einander genähert und zwar (lerart, dass der Skelett- 
teil der der ziehenden Kraft den geringsten Widerstand entgegensetzt, 
am meisten oder allein bewegt wird. 
Entweder ist nun für den Muskel ein fester Punkt gegeben, wie z. B. für die 
Muskeln, die vom Schädel zur Ohrmuschel, zum Zungenbein, zur Zunge gehen u. s. w., 
oder der fixe Punkt wird dadurch geschaffen, dass andere sich kontrahierende Muskeln 
einen Skelettteil in seiner Lage festhalten. Hieraus folgt, dass die meisten Muskeln 
je nach den mitwirkenden, den fixen Punkt bestimmenden Muskeln ihre Wirkungs- 
richtilng ändern können. Die meisten Muskeln haben viele WVirkungen; deshalb kann 
man aus der linearen Zugwirkung eines Muskels seine wirkliche, bezw. seine Gesamt- 
wirkung nicht erkennen. Alles hängt von den mitwirkenden Muskeln ab, sie bestimmen 
die Richtung, die Art seiner Wirkung und ilnterstützen diese als Gehiilfen oder 
hemmen dieselbe oder heben sie ganz auf als Antagonisten. Die vielgelenkigen, 
d. h. die über mehrere Gelenke hinwegziehenden Muskeln sind mannigfaltiger in den 
WVirkungen als die eingelenkigen Muskeln. Die Kraft der Muskeln hängt im wesent- 
lichen von dem Verhältnis des Querschnitts zum Längsschnitte ab. Die verhältnis- 
mässig langen Muskeln mit m. o. w. parallelem Faserverlauf sind nicht kräftig, sie 
besitzen aber eine grosse Verkürzungsfähigkeit, also eine grosse Ausgiebigkeit der 
WVirkung, sie beugen, strecken u. s. w. in ausgiebigem Masse. Die dicken Muskeln 
dagegen, die Muskeln mit ein- und aufgelegten Sehnen und Sehnenhäuten und mit 
schrägem, bezw. fiederförmigem Verlauf der Fasern, die sieh an die eingelagerten, 
sehnigen Teile ansetzen, sind kräftig, aber wenig verkürzungsfähig und wenig aus- 
giebig in der Wirkung; je sehniger ein Muskel erscheint, um so kräftiger ist er. Die 
starken Muskeln stellen die Gelenke unter der Last fest, sie halten die Knochen in 
Streck- oder Beugestellung zu einander, sie heben grossc Gewichte (z. B. den ganzen 
Rumpf) und halten sie schwebend u. s. w. Manche Muskeln haben keinen fixen Punkt 
(wie die Ring- und Schliessmitskeln), während andere 2 fixe Endpunkte besitzen; die 
letzteren können sonach auf keines ihrer Enden einwirken. Ihre Wirkung erstreckt 
sich auf die Verengerung von Höhlen, Kanälen u. dergl. durch Kontraktion des Muskel- 
bauches; man stelle sich einen Muskel vor, der an einem Hüfthöcker beginnt, die 
Bauchwand umgiebt und am anderen Hüfthöcker endet, so hat man einen Muskel mit 
2 fixen Enden. 
Nach den YVirkungen der Muskeln auf die Gelenke unterscheidet man Beugung, 
Streckung, Abziehen, Anziehen, Drehen, Heben, Niederziehen u. s. w. Unter Beugung 
versteht man die Bewegung zweier gelenkig verbundener Knochen, bei welcher der 
Gelenkwinkel verkleinert wird und unter Streckung die entgegengesetzte Bewegung. 
WVird ein Knochen durch die Muskelwirkung gegen die Mittelebene des Körpers hin- 
bewegt, dann bezeichnet man dies als Anziehen und die entgegengesetzte Bewegung 
als Abziehen. Die Bewegungen eines Knochens um seine Längsachse heissen
	        
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