Nahrung (Blätter an Sträuchern, Gras auf Wiesen u. s. w.) abreissen. Breiige Nahrungs-
mittel werden mit den Lippen aufgeleckt.
Die Rinder führen zum Erfassen der Nahrung die Zungenspitze weit aus dem
geöffneten Munde vor und umfassen durch seitliches Umschlagen der Zunge die Nah-.
rung und ziehen dieselbe in das Maul hinein. Durch eine ruckweise Rückwärtsbe-
wegung des Kopfes wird dabei das Gras auf der Weide abgerissen. Eventuell helfen
beim Grasen auch die kurzen, dicken Lippen, z. B. heim Erfassen von kurzem Grasc,
und die Schneidezähne des Unterkiefers, die sich gegen die sog. Zahnplatte des Ober-
kiefers pressen und das Gras abkneifen. Auch Körner und kurzer Häcksel können
mit den Lippen erfasst werden; Heu wird mit der Zunge erfasst und in die Mund-
höhle geführt.
Das Schwein erfasst die Nahrung mit der Zunge; festsitzende Pflanzen beisst
und reisst es ab, indem es die Zähne zu Hülfe nimmt. Das Schwein wühlt mit seinem
als Gefühlsorgan wirksamen Rüssel auch im Boden nach Insekten, Wurzeln u. s. w.
Die Fleischfresser erfassen die Nahrung hauptsächlich mit den Schneide-
und Haken- und eventuell mit den vorderen Backenzähnen. Die Zunge kommt dann
zu Hilfe, ergreift das abgerissene Fleisch u. s. w. und führt es in die Mundhöhle.
Breiige Nahrung nehmen sie mit der Zunge auf.
Bei dem Benagen von Knochen u. s. w. nehmen sie auch die Vorderbeine zum
Festhalten derselben zur Hülfe, indem sie z. B. einen Knochen mit den Vorderbeinen
erfassen und festhalten und dann mit den Haken- oder vorderen Backzähnen die
Fleischstücke abreissen.
Ausser den Bewegungen der Lippen, der Zunge und des Unterkiefers kommen
bei der Nahrungsaufnahme natürlich noch gewisse Körperbewegungen, namentlich Be-
wegungen des Kopfes und Halses in Betracht. Beim Grasen auf der Weide z. B.
müssen Kopf und Hals gesenkt werden, damit die Tiere das Gras erfassen können;
da die Einhufer aber einen verhältnismässig kurzen Hals haben, so müssen sie, um das
Gras erreichen zu können, ein Vorderbein versetzen und beugen. Bei den Rindern, die
einen längeren Hals haben, ist letzteres nicht unbedingt nötig.-
Die Getränkaufnahlne. Die Einhufer und Wiederkäuer nehmen das Getränk
saugend auf; sie setzen die Lippen auf das Getränk auf, öffnen dann die Lippenspalte
nur in der Mitte und ziehen die Zunge wie den Stempel einer Spritze zurück; dadurch
erfolgt das Eindringen der Flüssigkeit in die Mundhöhle. Die Schweine legen den
ausgestreckten Kopf von der Kehlseite aus so weit in die Flüssigkeit, dass die Lippen-
spalte sich in derselben befindet, die Nasenlöcher aber frei bleiben, um dann die Lippen-
spalte zu öffnen und Flüssigkeit einzusaugen. Nur notgedrungen nehmen sie das Ge-
tränk noch in anderer Weise auf. Die Hunde und Katzen lecken die Flüssigkeit
mit der Zunge auf oder schleudern dieselbe mit der löffelförmig gebogenen Zunge in die
Mundhöhle. Bei den Pferden sieht man beim Trinken auch eine Bewegung der Ohren,
wie häufig bei anderen Tieren dabei auch eine Bewegung der Augenlider beob-
achtet wird.
Das Kauen. Das Kauen findet je nachdem, ob die Tiere. Ptlanzen- oder Fleisch-
oder Allesfresser sind, in verchiedener Weise statt. Die Ptlanzenfresser zermalmen die
Nahrung durch mahlende und quetschendc Bewegungen des Unterkiefers, die Alles- und
Fleischfresser zerschneiden und zerquetsehen dieselbe.
Bei den Pflanzenfressern stehen die lippenwärts eonvergierenden Zahnreihen
des Unterkiefers enger aneinander als die parallel gestellten Zahnreihen des Ober-
kiefers. Die Reibeflächen der Backenzähne liegen also nicht auf einander; sonach
muss der Unterkiefer seitliche Bewegungen ausführen, wenn das Futter zermalmt werden
soll; diese Bewegungen müssen lippenwärts ausgiebiger ausfallen als rachenwärts. Auch