Bei den Fleischfressern und dem Schweine ist die äussere Seite des unteren
Endes des Schienbeins eben und mit einer kleinen Gelcnktiäche zur Artikulation mit-
dem unteren verdickten, den äusseren Knöchel bildenden Ende des Wadenbeins ver-
sehen, sodass nur die innere Seite der Schraube zum inneren Knöchel verdickt ist.
Beim Rinde wird ebenfalls nur der innere Knöchel vom Schienbein, der äussere
dagegen von dem Knöchelbeine (s. S. 42) gebildet. Beim Rinde ist das Schienbein
etwas gegen die Mittelebcnc des Körpers gekrümmt; von dem stark vorspringenden
Rande des äusseren Knorrens ragt ein kurzer Fortsatz nach unten (fusswärts) vor (Uber-
bleibsel des Wadenbeiizs). Beim Schwein ist die Schienbeingräte verhältnismässig
hoch; der äusserc Knorren reicht ziemlich weit nach hinten. Beim Hunde ist das
Schienbein zunächst etwas nach aussen und gegen den Fuss hin wieder nach innen
gekrümmt; die Gräte ist hoch.
Plastische Punkte. (Taf. 1, Pferd, Rind.) Die innere Schienbein-
iiäche ist frei von Muskulatur und modelliert sich deshalb durch die
Haut; in der oberen Hälfte des Unterschenkels geht diese Flache nach
vorn in die Schienbeingräte über, welche ebenfalls plastisch hervor-
tritt. Auch der aussere Knorren des Schienbeines und die beiden Knöchel
sind durch die Haut feststellbar.
Das Kniegelenk. (Figz 91-94, Tat. 18, Pferd.) Die gelenkige Ver-
bindung des Oberschenkelbeins mit den Knochen des Unterschenkels und
die zwischen dem Oberschenkelbein und der Kniescheibe stellen das
Kniegelenk dar. Dieses bildet beim stehenden Tiere einen Winkel von
110-1150 (Pferd und Hund) oder 115-1250 (Schwein, Rind) und besteht
also aus 1. dem Oberschenkel-Unterschenkelgelenk, 2. dem Kniescheiben-
gelenk. Dazu gesellen sich am Unterschenkel noch die Schienbein-
Wadenbeingelenke.
1) Das Ober Un te rsche nkel gelenk zeigt die Eigentümlichkeit, dass zwischen
die Gelenkkxiorren des Schienbeins und die Gelenkknöpfe des Obersehenkelbeins elastische
Zwisch enkn orp el eingeschaltet sind. Die sichelförmig gekrümmten, peripher dickeren
und achsenwärts dünneren Knorpel sind durch besondere Bänder fest mit dem Schien-
bein verbunden und bilden gewissermassen eine Ergänzung desselben. Von dem hinteren
Rande des äusseren (lateralen) geht auch ein Band zum Oberschenkelbein. Das frag].
Gelenk zerfällt also eigentlich in 4 Gelenke, und zwar in ein Gelenk zwischen je einem
Knorpel und je einem Gelenkknopfe des Oberschenkelbeins und je einem Knorpel und
je einem Gelenkknorren des Schienbeines. Dem entsprechend sind theoretisch auch
4 Gelenk kapseln, die aber äusserlich als eine erscheinen, vorhanden. Zu diesen
Gelenkkapseln gesellen sich noch 2 vom Oberschenkel- zum Schienbein gehende
Seitenbänder und die sogen. im Gelenk, bezw. zwischen den äusscren und inneren
Gelenkkapseln, liegenden gekreuzten Bänder, die zwischen den Knorren des
Schienbeins beginnen und zwischen beiden Gelenkknöpfen des Oberschenkelbeins enden.
2) Das Kniescheibengtilenk. Eine weite Gele nkkapsel umhüllt die ganze
Knieschcibcnrolle und die Gelenkfläche der Kniescheibe und heftet sich peripher an
diesen Gelenkiiäehen an. Sie wird von einem Fettpolster umhüllt und ist z. T. an das
Ende des vierköpfigen Schenkelmuskels angeheftet. Seitlich wird die Kniescheibe
durch 2 Querbänder, die von der Seite der Kuiescheibe zu den loetr. Bandhöckern
des Oberschenkclbeins gehen, in der Lage erhalten. An dem oberen Rande (Fläche)
und z. T. noch an der vorderen Fläche und den seitlichen Flächen der Kniescheibe