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diegen, nur schwach ausgebildet. Die Beuger und Strecker der Gelenke
der Schultergliedinassen, die im grossen und ganzen mit den entspr.
Muskeln der Säugetiere übereinstimmen, sind kurz und dick. Als be-
sondere Muskeln sind die Muskeln der Flughaut u n d der S chw u ng-
und St euerfedern zu erwähnen. Die Muskeln der Flughaut entspringen
vor den Rippen mitten am Brustkasten oder in der Schultergegend und
gehen in der entsprechenden Hautfalte an die elastische Flughaut. Die
Muskeln der Schwung- und Steuerfedern gehören zur Hautmuskulatur.
Die Muskulatur der Beine liegt um das Becken und das Ober-
schenkelbein und z. T. auch am Unterschenkel, während sich am Fusse
nur die bald verknöchernden Sehnen und rudimentären Muskeln befinden.
Am Becken fehlen allerdings die meisten inneren Hüftmuskeln, während
die äusseren zwar Vorhanden sind, aber fast alle miteinander verschmelzen.
Als ein besonderer, den Vögeln eigentümlicher Muskel kommt am Becken
noch der Quermuskel des Schambeins vor, der das Becken unten
schliesst. Die Muskeln am Ober- und Unterschenkel gleichen denen der
Säugetiere. Es muss aber auf eine besondere Anordnung der die Zehen
bewegenden Muskulatur aufmerksam gemacht werden. Die Muskulatur
der Zehen, bezw. des Beines ist nämlich so angeordnet, dass bei einer
Beugung des Fuss- und Kniegelenkes durch das Gewicht des Körpers
beim Niedersetzen der Vögel die Zehenbeuger derart angespannt werden,
dass eine Beugung der Zehen herbeigeführt wird und dass dabei diese
Beugung durch eine ganz besondere Einrichtung noch erheblich gesteigert
wird. Es geht nämlich von dem schlanken Schenkelmuskel eine Sehne
durch eine Rinne über die Vordere Fläche des Kniees nach der äusseren
Seite desselben; sie geht, nachdem sich ein Ast von ihr an das Waden-
bein befestigt hat, zum grössten Teil in den oberflächlichen Zehenbeuger
über. Jede Beugung des Kniegelenks spannt also diese über dieses Ge-
lenk hinwegziehende Sehne an; dadurch übt dieselbe einen derartigen
Zug auf den oberflächlichen Zehenbeuger aus, dass eine starke Beugung
der Zehen eintreten muss. Setzt sich also ein Vogel auf einen Baumast,
dann umklammern seine Zehen infolge der beschriebenen Einrichtung den
Ast, ohne dass eine Anstrengung (eine Kraftaufwendnng durch Muskel-
kontraktion) nötig ist und ohne dass demnach eine Ermüdung eintreten
kann. Viele Vögel können auch lange, um sich auszuruhen, auf einem
Beine stehen, ohne zu ermüden; das ermöglichen besondere anatomische
Eimichtungen, wie sich solche z. B unter den Säugetieren auch bei den
Einhufern finden und oben beschrieben worden sind.
In der Haut finden sich auch zahlreiche Hautmuskeln, die sowohl
die Haut als auch die Federn zu bewegen haben; sie bewirken z. B. auch
das Sträuben der Federn.