Einleitung,
Die Anatomie der Thiere, Zootomie, beschäftigt sich mit den
baulichen und gestaltlichen Verhältnissen der Tiere und der einzelnen
Teile (lerselben. Insoweit sie nur die Haustiere zum Gegenstande der
Betrachtung macht, wird sie Veterinätranatomie genannt.
Je nachdem, 0b die Anatomie nur die mit unbewatfnetem Auge sichtbaren
Teile beschreibt, oder ob sie Vergrösserungsgläsei- (Mikroskope) zu Hilfe nimmt, unter-
scheidet man eine makroskopische und eine mikroskopische Anatomie. Die
letztere kommt plastisch nicht in Betracht. Sie kann aber, ebenso wie die Zoologie,
die Botanik und die Lehre von den Mikroorganismen, für das Kunstgcwerbe von
Interesse sein, indem sie dem Künstler Formen zeigt, die kunstgewerblich und stilisiert
wohl zu verwenden sind. Die makroskopische Anatomie wird je nach der Art der
anatomischen Forschung und Beschreibung und je nach den hiermit verbundenen
Zwecken in die systematische, topographische, chirurgische und plastische Anatomie
eingeteilt.
Die systematische Anatomie stellt die Grundlage der Anatomie für Künstler,
der plastischen Anatomie, dar. Sie zerfällt in: 1) die Lehre von den passiven Be-
wegungsorganen (Knochen, Bänder, Knorpel- und Gelenklehre), 2) die Lehre von
den aktiven Bewegungsorganen (Muskellehre), 3) die Eingcweidelehre, 4) die Gefäss-
lehre, 5) die Nervenlehre und 6) die Lehre von den Sinnesorganen. Für den Künstler
kommen für seine praktischen Zwecke im Wesentlichen nur die ad 1 und 2 genannten
Abschnitte in Betracht; die übrigen Kapitel haben für ihn nur eine untergeordnete
Bedeutung. In der plastischen Anatomie sind aus diesen Kapiteln nur die äusserlich
durch die Haut plastisch hervortretenden und sich durch dieselbe modellierendran
Gefässe und Nerven, die an der Körperobertläche gillegemarl oder bei gewissem Ver-
halten der Tiere sichtbaren Abschnitte der Eingeweide (z. B. die Zunge, die Scham-
teile) und von den Sinnesorganen nur die sichtbaren Teile des Seh- und Hörorgans,
die äussere Haut, die Sinneshaare und Ähnliches zu besprechen?)
'79) Wer das Bedürfnis fühlt, sich genauer über die Anatomie der Haustiere zu
informieren, sei hingewiesen auf: 1) Vergleichende Anatomie der Haustiere von Ellen-
berger 8x Baum, 9. Aufla e, 1900; 2) Atlas anatomischer Abbildungen der Haus-
tiere von Gurlt, 1829; 3) läeiserings Atlas der Anatomie der Haustiere, 3. Auflage,
von Ellenberger, 1899; 4) Schmidt, Skelett der Hausvögel, Frankfurt 1867;
Ellenberger, Baum u. Dittrich, Anatomie der Künstler. 1