kiefer am Oberkiefer vor. Bei einseitiger Wirkung bewegt er den
ruhenden Unterkiefer nach der entgegengesetzten Seite oder zieht den
seitlich geführten Kiefer in die Ruhelage zurück.
Er liegt an der inneren (Kehlgangs) Fläche des Unterkiefers und kommt plastisch
nicht in Betracht, da er von anderen im Kehlgange liegenden Teilen verdeckt wird.
3. Der Sehläfenmuskel, M. temporalis, zieht den Unterkiefer
an den Oberkiefer heran und wirkt also wie die beiden vorigen Muskeln
beim Kauen und Beissen.
Er liegt in der Sehläfengrnbe, die er grösstenteils ausfüllt. Seinen Ursprung
nimmt er an der Umrandung der Schläfengrube (am Joehbogen, der äusseren Stirn-
und Pfeilnaht, dem ScheiteL, Hinterhaupts, Keil- und Schläfenbein) und endet am
Kronenfortsatz des Unterkiefers, den er umhüllt.
Er hebt sich, da er nur durch ganz dünne, hautartige Muskeln
bedeckt ist, grösstenteils plastisch ab und bedingt Wesentlich die Form
und Bildung der Scheitel- und Schlafengegend.
Anhang. 4. Die Kieferquermuskeln, M. myloglossus (Kiefer-Zungenmuskel)
und M. mylohyoideus (Kiefer-Zungenbeinmuskel). Im Kehlgange befindet sich
dicht unter der Haut eine quere Muskelplatte (Fig. 34, T af. 8 w., Pferd), die bogig, bezw.
gurtförmig von dem Zahnfach- und Zwischenzahnrande des Unterkiefers der einen zu
dem der anderen Seite hinübergeht und so den Kehlgang von unten sehliesst. Dieser
aus den gen. 2 Muskeln bestehende Muskelgurt heftet sich auch an das Zungenbein,
trägt und hebt die Zunge und drückt sie eventuell gegen den Gaumen.
Taf. 6
b) Die eigentlichen Gesichtsmuskeln.
Pferd und Taf. 9 Rind uncTFig. 1 Taf. 1 der einzelnen Tierarten.)
Als (lresichtsmuskeln im engeren Sinne (Muskeln des Aus-
drucks des Menschen) gelten die Muskeln der Lippen, der Backen und
der Nase. Sie haben durchgängig die Eigentümlichkeit, dass sie nicht
an Knochen, sondern an der Haut bezw. Falten derselben oder an ein-
gelagerten Knorpeln enden. Sie verändern die Form und Stellung des
Mundes und der Nase, erzeugen Falten im Gesicht und dergl. und be-
dingen den namentlich beim Menschen je nach den Cäemütsbewegungen
ungemein wechselnden Gesichtsausdruck, die Art der Physiognomie.
Sie sind deshalb für den Menschen physiologisch von höchster Bedeutung.
Plastisch kommen sie dagegen beim Menschen wenig in Betracht, weil sie sich nicht
durch die Haut hindurch modellieren. Bei den Haustieren sind sie umgekehrt physio-
logisch oder vielmehr psychologisch von geringerer Bedeutung; dagegen heben sie sich
aber plastisch viel mehr ab als beim Menschen.
Die Gesichtsmuskeln der Haustiere sind besonders bei der N a h r un g s
aufnahme, beim Kauen, Beissen und bei der Atmung thätig;
in geringerem Grade verändern sie auch bei Gemiitsbewe gun gen
(Zorn, Angst u. s. w.) den Gesichtsausdruck. In ersterer Beziehung er-
streckt sich die Aufgabe der Gesichtsmuskeln auf die Bewegung der