Erstes Capitel.
Unterschied gegenüber dem Stabiancr 'l'hor beruht theils darauf, dass es die
Mauer schiefwinkelig durchschneidet, theils darauf, dass die äußeren Kalkstein-
pfosten sich nicht an den äußern Mauerrand anschließen, sondern die ganze
Anlage weiter gegen "die Innenseite zurückgezogen ist, so dass die Angreifer
nur in schmaler COlOIIDG gegen das Thor anrücken konnten und hierbei den
Geschossen der Vertheidiger (vornehmlich freilich auf der linken, vom Schild
geschützten Seite) ausgesetzt waren. Damit bangt es zusammen, dass die Ein-
kerbungeil für die Thoriiiigel sich hier an den der Stadt abgewandten Ecken
der Kalksteinpfosten finden. l)unkel bleibt die Bestimmung der auf unserem
Grundriss neben dem mittlern Gange angegebenen Räume; von denselben
ist jetzt nichts sichtbar; sie sind aber so von Mazois verzeichnet worden.
Die Abbildung Fig. 17 giebt die Innenansicht des Thores ; wir sehn hier also die
der Stadt zugewandte Seite des innern, überwölbten Durchganges. Rechts sind
die ursprünglichen Quadern bei einer Ausbesserung in römischer Zeit durch
kleinere, ziegelförmige Tuffstücke ersetzt worden. Der Schlussstein des Stir11-
bogens (Tuff) ist mit einem weiblichen Kopf in Hochrelief geschmückt, nach
einer auch sonst bekannten italischen Sitte. Links neben dem Kopfe war die
nach der Ausgrabung geraubte und, wie es heißt, nach Paris gebrachte Inschrift
Fig. 18 angebracht. Sie lautet: V. med. tov. aamanafed isidupro-
fatted, d. h.: Der Medix tuticus Vibius Popidius, Sohn
I"; w, Wwwliläwlllmlw des Vibius, hat (diesen Bau) errichten lassen, derselbe
(ü hat ihn gebilligt (d. h. dem Bauunternehmer Decharge
(w, (E, ä. I, ertheilt). Die letzten Worte, in denen man irrthümlich
(um yl, die Erwähnung eines Propheten der Isis finden wollte,
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Fig. 18' nen, und 111 dem Kopf diese Gottin zu erkennen. In
Oskische Inschrift Wahrheit scheint es trotz der schlechten Erhaltung
sicher zu sein, dass der Kopf einen Helm mit drei-
fachem Buckel trug und dass wir auch hier Minerva, die Schutzgöttin aller
Stadtthore, zu erkennen haben.
Endlich geben wir nebenstehend noch die Außenansicht des Thores. YVir
sehen hier deutlich den rechten, stark vorsprin enden Kalkstein uader fosten
des äußern Durchganges mit der Einkerbunggfür den Thoriiiigiial; voii dem-
selben das schräg auslaufende Endstück der Mauer, Die Aufmauerung aus
Quadern am Fuß der Ecke bezeichnet die Ausmündung einer durch die Mauer
hindurchgehenden Wasserrinne, welche oberhalb jener Aufmauerung aus ihr
hervorkommt. Doch sollte ohne Zweifel diese solide Steinmasse zugleich die
Mauerwerke verstärken und die Annäherung erschweren. An der linken Seite
des Thors gehört die weit vorspringende Ecke zu den jüngeren Mauertheilen
und besteht aus Opus incertum von Lava; doch ist nicht zu zweifeln, dass die
Mauerlinie von Anfang an dieselbe war.
Anders verhält es sich mit dem s. g. Seethor (Porta della Marine), dureh
Welches man jetzt die Stadt zu betreten pflegt. Wir schreiten hier, von außen
kommend, gleich zuerst durch einen iiberwölbten Durchgang (a auf dem
Grundriss Fig. 19), der in seiner Bauart wesentlich den inneren Durchgän-
gen der bisher besprochenen Thore gleicht, sich alwei- dadurch von ihnen unter-