Fünftes Oapitel.
der Julia Felixa bekannten Gebäudes, wahrscheinlich der Hauptsache nach
einer Badeanlage.
Nach dieser kurzen orientirenden Wanderung beginnen wir unsere Ein-
zelbetrachtung der Monumente Pompejis in systematischer Ordnung, durch
welche freilich der Reiz der Mannigfaltigkeit verloren, jedoch Übersicht und
Verständniss gewonnen wird. Zuvor mag aber der Leser sich aus der dieser
Seite beigegebenen Zeichnung eine Gesammtanschauung von dem heutigen
Zustande der Ruinen von Pompeji verschaffen, welche in keiner andern Weise
besser vermittelt werden kann.
Diese Zeichnung ist die skrupulös genaue Wiedergabe einer besonders für
diesen Zweck gemachten Photographie von einem Stück eines Modells der
Stadt Pompeji, dessen Herstellung im Maßstabe von 1 : 100 zu den riihmens-
werthesten Unternehmungen der neuen Aera gehört, wie Jeder zugeben wird,
der da weiß, wie sehr die Ruinen selbst allmählichem Verderb entgegengehn.
Schon deswegen ist die Herstellung eines Modells, welches die sämmtlichen
Baulichkeiten so darstellt, wie sie sind oder wie man sie bei der Ausgrabung
findet, nicht blos wünschenswerth, sondern nothwendig. Dazu kommt, dass
man sich an einem Modell viel leichter, als am Original eine Übersicht über
den Zusammenhang und die gegenseitige Lage aller einzelnen Räume und
Gebäude, über den Lauf der Straßen, die Niveauverhältnisse u. dgl. m. ver-
schaffen kann; und endlich ist dieses mit der höchsten Sauberkeit und Ge-
nauigkeit aus Kork, Gyps und Papier hergestellte Modell, in welchem auch
die Malereien an den Wänden und die Mosaiken der Fußböden in feinster
Malerei eingetragen werden, an sich ein höchst erfreuliches, ja bewunderungs-
würdiges Kunstwerkn). Unsere Zeichnung stellt das Stadtviertel um das
Forum civile dar, freilich nur ein kleines Stück, aber ein sehr wichtiges, und
giebt über dieses eine Übersicht, wie sie keine s. g. Totalansicht der Stadt
selbst, dergleichen mehrere in Photographien unter dem Namen vPanorama von
Pompejia existiren, geben kann, weil es in der Stadt und in ihrer unmittelbaren
Umgebung an freien Höhepunkten fehlt, von denen herab man eine Ansieht
in einer Art von Vogelperspective gewinnen könnte, wie sie sich für das Modell
hat gewinnen lassen. Die photographischen Panoramen von Pompeji, anfge-
nommen, wo es allein möglich ist, von einem Thurme der Stadtmauer in der
Verlängerung der Strada di Mercurio, zeigen nichts als die oberen Enden
zerbrochener Mauern und die Stiimpfe von Säulen, die über jene emporragen,
nebst einer Anzahl moderner Dächer, welche über wichtigeren Malereien und
Mosaiken angebracht sind, während unsere Zeichnung uns in das Innere der
Gebäude wenigstens zum Theil hineinblicken lässt, so wie wir in das Modell
selbst hineinschauen können. Der Standpunkt ist ebenfalls in der Verlänge-
rung der Strada di Mercurio. Im Vordergrunde haben wir ven links nach
rechts die Hauser: des großen Mosaiks oder des Fauns (Plan 46), sodann den
Complex der zusammen eine Insula bildenden Häuser des Ankers und des
Schiffes, des Pomponius und der fünf Gerippe (4 l_44), ferner rechts von der
Mercurstraße die Hauser des tragischen Dichters, des großen und des kleinen
Mosaikbrunnens und die Fullonica (32-35), endlich rechts das Haus des
Pansa im Mittelgrunde, jenseits der Straße der Fortuna sehn wir links