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Anhang.
Anmerkungen.
mäßig vorhanden; außerdem ist aber hier ganz besonders auf einen in der Pump.
(mt. Inkl. I , Add. p. 177d. mitgetheilten Bericht von dem Director der Ausgrabungen
M. Arditi vom Juli 1807 zu verweisen, welcher, als es sich unter Joseph Bonaparte
um die Wiederaufnahme der Ausgrabungen handelte, für diese einen wohl-
durehdachten, überaus lesenswerthen Plan entwarf, nach dem im Wesentlichen auch
unter der folgenden Herrschaft Murats (1808-1815) gearbeitet wurde, und bei
dieser Gelegenheit über die frühere Wirthschaft eben so klar wie bitter sich auslässt.
16) zu S. 27. Merkwürdiger Weise äußert sich Winckelmann in s. Send-
schreiben 32 ff. über die Methode der Ausgrabungen, namentlich das Wiederver-
sehütten der gefundenen Gebäude nicht so ungünstig wie man erwarten sollte. Sehr
unzufrieden aber war mit der ganzen Wirthschaft Kaiser Joseph II., der 1769 den
7. April mit dem Könige (seit 1768 mit Josephs Schwester Caroline vermählt) und
der Königin die Ausgrabungen besuchte. Der interessante Bericht über diese An-
wesenheit Josephs in Pompeji steht Pomp. ant. leist. I, 1, p. 228 sq. und ist pikant
genug, um wenigstens Einiges daraus auszuheben. Gleich in dem ersten Bauwerke
das er besuchte, der Gladiatorenkaserne , ärgerte sich der Kaiser darüber, dass man
nicht alle Erde aus dem Innern fortgeschafft , sondern nur einen Gang rund um den
Hof ausgegraben hatte; darauf macht man ihm blauen Dunst vor, indem man nfür
ein paar Tage die Zahl der Arbeiter vermehrt hattes, um vor dem Kaiser etliche Zim-
mer auszugraben. Da fand man denn reiche Beute, der gegenüber Joseph den Zweifel
aussprach , ob man nicht alle diese Dinge eigens hingelegt habe, um sie vor ihm zu
finden, worüber er dann freilich eines Bessern belehrt wurde. Auf diese Weise auf-
merksam gemacht, wie reiche Schätze Pompeji berge, und nachdem er noch das un-
fertig ausgegrabene Theater besucht hatte , fragte er den Director La Vega, wie viele
Arbeiter bei den Grabungen verwendet würden. bAls er darauf gehört hatte, es seien
ihrer 30 , sagte er zum Könige, wie er erlauben könne, dass eine solche Arbeit so
nachlässig betrieben werdexr Als man ihn beruhigen wollte, indem man ihm sagte,
nach und nach werde Alles ausgegraben werden, antwortete der Kaiser, vdies sei ein
Werk , an welches man 3000 Menschen stellen sollte, und ihm scheine, dass weder
in Europa, noch in Asien, noch in Afrika oder Amerika ein ähnliches Werk sei,
welches dem Königreich zu ganz besonderem Glanze gereiche Auch die
Königin zeigte sich mit diesen Dingen sehr unzufrieden und drängte den König ver-
eint mit dem Kaiser, größern Eifer hinter dieselben zu bringenxr Den Isistempel lobte
der Kaiser sehr, nhörte aber nicht auf, den König mit den kräftigsten Mitteln anzu-
spornen (non cessava di stimolare cun le maniere le piu jbrli il Iiä), er möge auf diese
Dinge größern Werth legenxr Darauf führte man ihn zum Thore der Stadt (dem von
Herculaneum), und er war wiederum sehr unzufrieden, dass nicht auch hier gearbeitet
werde. Er fragte ferner, was es mit jenen Gebäuden auf sich habe, welche er nicht
gesehn, und von denen man sage, sie seien Wieder verschüttet. Als man ihm dieses
bestätigte , wandte er sich an den König mit der Frage, wie er dergleichen erlauben
könne. Die Art wie dieser arme Junge (Ferdinand war damals 18 Jahre alt) und wie
seine Beamten sich verlegen entschuldigten, ist wahrhaft kläglich. Josephs Feuer-
eifer und seine Sticheleien haben übrigens nicht viel geholfen, obgleich die Königin
Caroline (denn dass sie regierte, weiß Jeder) etwas mehr Eifer in die Sache zu bringen
wusste. Elende Knickereien und eine Menge halber Maßregeln haben aber gleichwohl
noch lange die Ausgrabungen in sehr langsamem Gang erhalten.
17) zu S. 29. In dem officiellen Ausgrabungsberichte im letzten Bande
des Museo Borbonico wird S. 4 in der Note der damalige Obervorsteher Fürst San-
giorgio Spinelli als derjenige genannt, dem die neue Methode horizontaler N aehgra-
bungen verdankt werde, allein darauf möchte ich nicht zu viel geben, da bekanntlich
nicht nur im bourbonischen Neapel nützliche und schöne Erfindungen unterer Beamten
den Spitzen der Behörden gut geschrieben werden. Wahrscheinlich ist einer der
höchst achtbaren noch heute thätigen Gelehrten von Neapel der wahre Erfinder der
neuen Methode; nach dem Bull. arclz. nap. N. S. 1, p. 140 Wäre es der Architekt
Gaetano Genovese gewesen.