Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Fünftes Capitel. 
Die untergeordneten Kunstarten und das Kunsthandwerk. 
ein vorzüglich schöner Gcfäßhenkel abgebildet, der allein gefunden worden 
und wahrscheinlich noch nicht an ein Gefäß geheftet gewesen ist (vgl. oben 
S. 447). Das Ilauptornament bildet ein medusenartiger Kopf, der aber nicht 
nur von Schlangen umgehen ist, Welche unter dem Kinn in einen Knoten sich 
verschlingen, sondern auch von Delphinen oder anderen Fischen, während zu- 
gleich auf seinen Wangen ein paar Flossenansätze liegen, welche bei Köpfen 
von Seewcsen gefunden werden. Mit einer schlanken Arabeske geschmückt 
steigt der eigentliche Griff empor, welcher sich oben, wo er sich dem Rande 
der Kanne anzulegen bestimmt war, in zwei Arme theilt , die in Ziegenköpfe 
auslaufen, während in der Mitte ein breiter Haken sich zurückbiegt, auf wel- 
chem der Daumen beim Gebrauche der Kanne gelegt werden sollte. Bei d 
(vgl. e) ist das vorzügliche Relief von dem Kelche eines Candelabers wieder- 
holt, der in seiner Gesammtheit schon in Fig. 234 a abgebildet ist. Vier Greife 
welche in lebensvollstcr Gruppirung einen Stier und einen Hirsch überwältigt 
haben, bilden das hoch ausgetriebene und sehr rein und scharf gezeichnete 
und modcllirte Ornament. Endlich ist, als das vorziigliehste Muster dieser 
ganzen kleinen Reihe bei f (vgl. g) das ganz besonders hechgetriebene Relief 
eines ebenfalls schon früher (Fig. 254) in seiner Gesammtheit abgebildeten 
Gladiatorenhelmes ausgehoben. In der Mitte steht in amazonenhzrfter Gestalt 
die siegreiche Dea Roman, den einen Fuß auf einen Schiffsschnabel gestützt, 
die Lanze in der Rechten, das Schwert in der Linken ; neben ihr knien zwei 
Figuren mit Cohortenzeichen, hinter denen gefesselte Gefangene stebn, wah: 
rend an den Enden reiche Tropaeen errichtet sind, an denen ein paar Victorien 
eben noch feindliche Schilde zu befestigen im Begriffe sind. Auf den übrigen 
Theilen des Hclmes treten bakchische Ornamente hervor, doch findet sich auch 
Äthena im Kampfe mit einem sehlangenfüßig gebildeten Giganten.  Während 
auf verwandte Kunstproducte aus edlen Metallen demnächst bei der Besprech- 
ung der Goldschmiedekunst zurückgekommen werden soll, dürfte hier der Ort 
sein, jenes schon oben S. 535 erwähnte Bleigefaß mit Reliefen in einer Ab- 
bildung (Fig. 317) mitzutheilen und etwas näher zu besprechen. Seine Be- 
stimmung ist nicht sicher bekannt, doch hat es wahrscheinlich zur Aufnahme 
von Wasser, wenn nicht etwa von Korn oder dem Ähnlichem gedient. ])ie 
Natur des Materials zeigt hier sofort eine interessante Einwirkung auf die 
Art der aufgepressteil Ornamente, welche man in Bronze oder edlen Metallen 
vergeblich suchen würde. Außer mit diesen ornamentalen Müschelchen, huf- 
eiseilfürmig gezogenen und rautenförmig gestellten Ornamenten ist das Gefäß 
noch mit zwei Reihen von Medaillons geziert, von denen fünf in größerer 
Abbildung der Gesammtansicht beigefügt sind; dieselben zeigen theils my- 
thologische Figuren und Köpfe, theils Thiere; unter jenen finden wir eine 
jagende Artemis und eine Athena, welche eine kleine männliche Figur auf 
der Rechten erhebt, während ihr gegenüber ein Bildhauer mit dem Schlägel 
in der Hand sitzt; wahrscheinlich ist Athena Ergane (als solche ohne Aegis 
und Gorgoneion) zu verstehn als der göttliche Beistand werkschaffender Kunst. 
Das dritte Mellälillün Zeigt eine nicht sicher erklärte noch auch bei der Zer- 
störung des Attributs der rechten Iland erkliirbare stehende männliche Figur, 
der der Adler beigegeben ist (einen Zeus Areios "b, das vierte einen Herakles-
	        
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