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Drittes Capitel.
Die Malerei.
(Hlbg. No. 974) Zephyros" und Chloris' Hochzeit darstellt, so ist davon jetzt
nichts oder so gut wie nichts mehr zu sehn ; nur das was auch Helbig angiebt,
ein dunkeles Colorit wie im Dämmerlicht im ganzen Bilde, helleres Lieht am
Horizonte, lasst sich allenfalls noch wahrnehmen. Und wenn Zahn (II, 20)
von dem Leda-liilde (Illbg. N0. 144) sagt, der Hintergrund sei in einem sehr
warmen Tone, nwie bei einer VISiOIN gehalten, so kann man das heutzutage
auch nicht mehr controliren und wird den Ausdruck nicht grade sehr genau
und anschaulich nennen wollen. Jedenfalls sind solche Bilder sehr vereinzelte
Ausnahmen. Ebenso giebt es nur sehr wenige Figurencompositionen, in welchen
die Personen einen Schlagschatten auf den Boden werfen. Offenbar liegen die-
ser Erscheinung, auf welche bei der Besprechung der Landschaftsmalerei zu-
rückgekommen werden muss, technische Schwierigkeiten zum Grunde, Welche
den pompejaner Frescomalern Beleuchtungseffecte besten Falls in andeutender
XVeise zu behandeln gestatteten und welche sie dieselben daher auch da ver-
meiden ließen, wo dies nur mit einer gewissen Unnatur möglich war, wie z. B. bei
dem flammenden Heerde des Hephaestos (Hlbgn No. 259), der keinerlei Feuer-
schein wirft. Andere Effecte wie ReHeXe, Spiegelungen und diejenigen, welche
durch (lurchsichtige oder halbdurchsiehtige Mittel (Glas, dünne Gewandstoffe
u. dgl.) hervorgebracht werden, finden sich dagegen und sind mit größerem
oder geringerem Geschick ausgebeutet.
Wenn wir nun diesen Erörterungen über die Quellen und Vorbilder der
Figurengemälde ein kurzes Wort über diejenigen der Landschaftsmalerei in
ihrem ganzen, oben charakterisirten Umfange hinzufügen sollen, so werden
wirhauptsäcl1lich zwei Classen zu unterscheiden haben. Die eine umfasst die
heroischen und die ihnen entsprechenden idyllisch staff-irten Landschaften, die
sich ausschließlich oder fast ausschließlich auf Wänden des dritten Stiles als
deren Mittelbiltler finden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir die Vor-
bilder dieser Gemälde in solchen der hellenistischen Epoche zu suchen haben,
für welche uns dergleichen, namentlich Odysseelandschaften (Ulixis errationes
per topia) ausdrücklich (bei Vitruv VII, 5) bezeugt werden. Das Gleiche gilt
von den mit Cultushandlungen staffirten, von den Dorflandschaften, den N il-
landschafterl , welche ihr Ursprungszeugniss in sich tragen, den Küsten-
ansiehten (promomforia et portus) und den Marinebildern. In die zweite Classe
werden wir die Stadte- und Villenansichten mit mehr oder weniger heiterer
Staffage und die Gartenmalereien zu rechnen haben. Zu dieser Art von Dar-
stellungen hat offenbar der römische, unter Augustus lebende, gewöhnlich
unter dem Namen Ludius angeführte, wahrscheinlich richtiger S. Tadius zu
llennende Maler den Anstoß gegeben, von welchem Plinius (N. H. 35, 116 f.)
das Folgende berichtet: nAueh S. Tadius zur Zeit des Augustus soll nicht um
Seinen Ruhm betrogen werden, indem er zuerst eine höchst anmuthige Art
von Wandmalerei einfübrte: Villen und Hallen und Gartenanlagen, Haine,
Wälder, Hügel, YVasserbehälter, Gräben, Flüsse, Ufer, wie sie Jemand nur
Wünschen mochte ä dazu mancherlei Figuren von Spazierengehenden, in Schiffen
Fahrenden und von Menschen, welche ihre Landgüter zu Esel oder zu Wagen
1195119119117 ferner Fischende, Vßgelsteller, Jäger, Leute auf der Weinlese.
Unter seinen YVerken befinden sich z. B. schöne Villen mit sumpfigem zu-