Mytholog-
Einzeliiguren,
Gruppen u.
größere Compositionen.
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auf leicht angedeuteter Basis als selbständige Gemälde für sich stehenden und
sitzenden mythologischen Einzelfiguren erscheinen solche noch mitten in der
architektonischen Decoration in der Art, wie auch menschliche Personen, als
Bewohner der luftigen Tempelräume, oder endlich sind sie in die Decoration
selbst verschmolzen und als Statuenjoder Statuetten behandelt auf Kragsteinen,
Carniesen und anderen Gliedern angebracht und in diesem Falle entweder in
der Farbe des Materials gehalten, aus dem sie verfertigt erscheinen sollen,
oder wenigstens durch ein bescheidenes und mit der übrigen Decoration har-
monirendes Colorit als das bezeichnet, was sie darstellen sollen, als Kunst-
werke, Sculpturen, nicht als die lebendigen Wesen selbst.
Die zweite Classe, welche die kleinen Gruppen umfasst, ist mit der ersten
Art mythologischer Einzelfiguren am nächsten verwandt, indem diese kleinen
Gruppen fast nur in der Mitte der WVandflächen und zwar meistens in den
Seitenfeldern schwebend gebildet und aus dem Kreise gewählt sind, der oben
bei den schwebenden Einzeliiguren bezeichnet werden ist. Über den künstle-
rischen YVerth dieser Bilder, unter denen sich die reizvollsten Sachen befinden,
ist später zu reden, hier, wo es nur auf eine Übersicht des Stofflichen an-
kommt, müssen als Gegenstände dieser schwebenden Gruppen außer den
mythologischen auch noch die allegorischen genannt werden, welche gewöhn-
lich so componirt sind, dass eine geflügelte Person eine zweite trägt, welche
die Attribute hält. In der Weise finden wir die Poesie, die Musik, das Leier-
spiel, den Segen des Friedens und Anderes dargestellt (vgl. Hlbg. No. 1952 ff).
Was nun endlich die größeren mythologischen Compositionen anlangt,
ist schon früher bemerkt, dass sie aus einem bei aller Mannigfaltigkeit be-
schränkten und, abgesehn von den bei Helbig als wrömisch-campainische Sacral-
bildem richtig ausgcsonderten, einem von Poesie und früherer Kunst durch-
gearbeiteten Kreise von Gegenständen stammen, sowie dass in den Bildern
von Wänden des letzten Stiles, welche die Mehrzahl bilden, der sinnliche Reiz
auf die WVahl der Stoffe bedingend eingewirkt hat, während bei den Bildern
auf Wänden des dritten Stiles andere (iesichtspimkte gewaltet. haben, auf
welche noch einmal zurückzukommen sein wird. Reine Göttergeschichten
sind verhältnissmäßig seltener, als Darstellungen aus der Ileroensage ; was sich
von Göttergeschichten findet, gehört überwiegend, aber freilich nicht aus-
schließlich, dem bakchischen Kreise an. Die Erziehung des Dionysoskindes
durch den alten Silen , Scenen aus dem Umherschweifen des Gottes mit
seinem Chor von Satyrn und Bakchantinncn, besonders seine Auffindung der
von Theseus verlassenen Ariadne sind mehrfach dargestellte Gegenstände, ja
die verlassene und die aufgefundene Ariadne gehören zu den am häufigsten
gemalten. Neben den bakchisohen Scenen kehren Zeus" Liebschaften mit
Leda, Danaö, Europe, auch Ganymedes" Entführung oder, genauer gesprochen,
die Vorbereitungen zu derselben vielfach wieder, während Ganymedes" Ent-
führung selbst in einem Stuccorelief im 'I'epidariun1 der kleineren Thermen
(S. 207) gebildet ist. Auch auf den lo-Mythus bezügliche Monumente fehlen
nicht. Neben diesen Bildern darf aber die ernst und schön (largestellte heilige
Hochzeit des Zeus und der ltlera (aus der Oasa del poeta tragico, Illbg. No. 1 I4,
oben S. 287) als eines der besten pompejanischen Bilder nicht unerwähnt bleiben.