Römisch-cam-pazxisehes Genre.
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Steigen wir von diesen untergeordneten Kreisen in diejenigen des Men-
schenlebens auf, so müssen vorweg zwei nach Quellen und Ausführung sehr
verschiedene Arten von Genremalereien unterschieden werden. Die erstere
ist (liejenige, welche Ilelbig S. 356 ff. unter der Überschrift: nröniisch-cain-
panisches Genres behandelt hat. ])ie Bilder dieser Art bieten in nicht ganz
unbeträchtlicher Zahl aber in (lurchiveg künstlerisch untergeordneter Alls-
fiihrung die realistische Darstellung von mancherlei Scenen aus (lßlll täglichen
Thun und Treiben ohne Zweifel größtentheils in Pompeji selbst. In diese
Classe sind jene schon früher (S. 392) mitgetheilten und besprochenen Bilder aus
der Fullonica zu rechnen, welche die verschiedenen Acte der Tuchbereitung
und Tuchwäsche darstellen, ferner die oben (S. 568 mit Anm. 2-11) angeführten
Bilder einer Malerin, die in ihrem Atelier, von zivei Frauen belauscht, eine
Dionysoshernie copirt (Hlbg. No. 1443), und eines Porträtmalers in parodischer
Auffassung (I-Ilbg. N0. 1537). In einem Hause in Pompeji, in welchem außer
einem Weinschank vielleicht ein unehrliches Gewerbe getrieben wurde, fand
man die Wände des Gastzilnmers mit Malereien bedeckt, in welchen ver-
schiedene Scenen aus dem Leben dieses Hauses geschildert sind. So zeigt
das eine, um nur ein paar gut erhaltene Beispiele herauszuheben, ein Gelage
von Personen ziemlich niedern Standes, die, um einen kleinen runden drei-
fiißigen Tisch sitzend, unter lebendiger Unterhaltung aus Bechern Wein
trinken, den ihnen ein kleiner Bursche kredenzt (Hlbg. No. 1504. ö), das
andere Bild, Fig. 302 (Hlbg:
No. 1487), lehrt uns zugleich "H
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in einem großen Schlauche x wir i];
vor das Haus des Käufers
oder Eigners gefahren wird.
Diesen Schlauch müssen wir Fig. 302. Realistisches Genrebild; Weinwagen.
uns aus einer nicht unbe-
trächtlichen Zahl von Thierfellen zusammengenäht und durch die große vorn
emporgebundene Öffnung gefüllt denken. Zum Ablassen des YVeines in die
Amphoren, in denen man ihn im Keller aufbewahrte, bedient man sich einer
röhrenförmigen Öffnung am hintern Theile des Schlauches, welche aus dem
Bein eines Felles gebildet scheint. Das Zusammenfallen des großen Schlauches
durch die fortschreitende Entleerung ist merkbar angedeutet, und ein guter
Gedanke ist es, die Pferde losgeschirrt darzustellen, um damit anzudeuten,
dass der Wagen vor diesem Hause lange anhalten, vielleicht ganz abgezapft
werden soll. Da hier nicht alle Bilder dieser Art einzeln angeführt werden
können, so mögen nur noch die trotz der Rohheit der Darstellung gegen-
ständlich recht interessanten Forumsscenen (Hlbg. No. 1489) hervorgehoben
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