Genrebilder
Stillleben,
Thierdarstellungen.
und Bücherrollen, neben denen mehrfach kleine Haufen Münzen liegen,
hätten ebenfalls zu Gebote gestanden. In Beziehung auf die Composition darf
nicht übersehn werden, dass die alten Maler gegen die unserigen im Nachtheil
sind, sofern wir derartige Bilder aus ungleich größeren Massen zusammen-
zusetzen pflegen; auch in der Anordnung können die pompejaner Maler mit
den unseren nicht wetteifern, welche vielmehr mit liebenswürdiger Naivetät
verfuhren, ohne eben viel zu stellen und zu legen. Von der Laune, welche
sich gelegentlich in den besseren modernen Bildern dieser Art regt, sind nur
sehr vereinzelte Beispiele aus Pompeji anzuführen, doch fehlen auch diese
Wenigstens nicht ganz. So Wirkt es, um nur eines anzuführen, humoristisch,
wenn von zwei Seitenstücken auf einer YVand das eine Hahn und Henne in
größtem Behagen des Zusammenlebens darstellt, das andere den gar kläglich
gebunden liegenden Hahn. Auch in der Ausführung kann den neueren Künst-
lern, welche schon durch die Ölfarbe den alten Wandmalern überlegen sind,
der Preis nicht abgesprochen werden, obgleich nicht zu verkennen ist, dass
der effectvolleNaturalismus, welcher die Vorzüge dieser niedern Gattung der
Malerei ausmacht, auch in Pompeji so wenig fehlt, wie jene allerlei Lichter
und Reflexe in und auf Gläsern, Metallgegenständen und Anderem.
Von lälumenstücken ist keine Probe mitgetheilt, weil diese durch die
Bank herzlich unbedeutend sind, und nichts enthalten, was sich nicht leicht
Jeder ohne Abbildung vorstellen könnte. Compositionen, Strauße, Kränze"
und (lergleichen selbständige Bilder kommen nicht vor, denn die ihres Ortes
bereits erwähnten dünnen Blätterschnüre in den Decorationen dritten Stiles
und in ein paar Genrcbildchen, z. B. dem mit den kranzwvindenden Genien
im Macellum (S. 127). kann man nicht rechnen. Im Übrigen beschrankt sich
die Darstellung auf einzelne zum Theil sehr gut gemalte lälumenpilanzen wie
Iris, Lilien, Rosenstöcke und etliche andere, welche sich hauptsächlich an den
Sockeln der Wände des dritten und des letzten Stiles finden. Yon den Garten-
darstellungen ist schon gesprochen worden.
Auch die Darstellungen aus dem Thierleben, welche sich meistens inner-
halb der Gliederung der Decoration, daneben freilich auch in besonders um-
rahmten, aber meistens kleinen Bildern finden, sind viel unbedeutender als die
unserer Künstler. Ein solches liebevolles Eingehn auf das Leben und Treiben
der sich selbst überlassenen Thiere, wie das unserige, ein so feines Heraus-
fühlen ihrer Eigenthiimlichkeiten und des Humors, der in den Erlebnissen
dieser Welt liegt, ist offenbar nicht die Sache der Alten gewesen. Und der-
gleichen finden wir nicht allein nicht in Pompeji, sondern schwerlich irgend-
wo noch im ganzen Kreise der antiken Kunst, so sehr dieselbe sich mit der
Darstellung einzelner Thiere beschäftigt und so bewun(lernswürtlige Thierge-
stalten sie geschaffen hat. Wenn aber auch die pompejanische Malerei hier
nicht das Höchste geleistet hat, so hat sie doch dies Feld keineswegs unan-
gebaut gelassen (vgl. Hlbg. S. 398 ff); früchtepickentle Yögel. Weintrauben-
naschende Hasen, schwimmende Fische, welche in dem nAqIliUIlUIIM der Casa
de] Centemzario (oben S. 355) weitaus am merkwürdigsten und natürlichsten dar-
gestellt sind 246), und andere dergleichen Schilderungen fehlen auch unter den
selbständigen Bildchen, von denen allein hier zunächst die Rede ist, so wenig,
Overbeck, Pompeji. 4. Auii. 37