Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Drittes Capitel. 
Die Malerei. 
größte '1heil Pompejis nach dem Erdbeben in wenigen Jahren mit Gemälden 
bedeckt worden ist. 
Über die Stellen, an denen innerhalb der gesammten Decoration der 
Wände (liejenigen Gemälde zu suchen sind, von deren verschiedenen Classen_ 
jetzt gehandelt werden soll, ist in dem von der Decoration handelnden Capitel 
gesprochen worden, wo auch über die Zunahme des Bildcrschmuckes im vierten, 
gegenüber dem dritten Stil das Nöthige bemerkt worden ist. Indem eine etwas 
nähere Charakteristik der zum einen und zum andern dieser Decorationsstile 
gehörenden Gemälde vorbehalten wird, können diese zunächst ihren Classen 
oder Gattungen nach zu einer allgemeinen Übersicht gebracht werden. 
Als erste Gattung der pompejaner Gemälde mögen die in außerordentlich 
großer Anzahl vorhandenen Lands chaften und Archite kturansichte n 
genannt werden 247), wobei jedoch von vorn herein hervorgehoben werden 
muss, dass sich keine so schwer in bestimmte Classen ordnen lässt, wie diese. 
Denn alle Classcn landschaftlicher Darstellungen, welche man entweder nach 
formalen oder nach gegenständlichen Gesichtspunkten aufstellen mag, gehn 
so vielfach in einander über, dass ihre Grenzen völlig zu verfließeir scheinen 
und dass man besten Falls versuchen kann gewisse hauptsächliche Merkmale 
fiir die verschiedenen Classen geltend zu machen. 
Da wird man denn als die untergeordnetste Art die kleinen Bilder nennen 
dürfen, welche auf selbständige Bedeutung keinen Anspruch erheben, sondern 
auf Wänden des vierten Stiles als integrirende Bestandtheile der Gesammt- 
decoration erscheinen, und zwar einerseits, innerhalb der Architekturmalerei, 
als längliche Täfelchen, aufgestellt auf Sockeln und Simsen, angehängt unter 
Giebeln oder als der Schmuck von Friesen mit flüchtig gemalten Gebäude- 
prospecten, Ilafenansichten, Marinen u. dgl., andererseits, besonders auf 
Wänden dritten Stils, uuumrahmt auf die Flächen meistens weißer, aber 
auch rother, seltener gelber und schwarzer Wände gemalt, darstellend etliche 
Bäume und Baulichkciten und mehr bestimmt. einen decorativen, als einen 
naturalistischen Eindruck zu machen und daher vielfach in den Farben nicht 
den natürlichen entsprechend, sondern zu der Grundfarbe der Wand gestimmt. 
Von dieser ersten Classe unterscheidet sich eine zweite, so nahe sie in ihren 
 geringfiigigeren Ilervorbringungen gegenständlich 
 jener stehn mag, dadurch, dass diese meistens 
  N, quadratisch, dann auch, wie in dem Beispiel Fig. 
  X1. 296, rund umrahmten Bildchen und Bilder, wel- 
_l   - che sich auf der Mitte der Nebenfelder von Wän- 
l     den vierten Stiles finden, eine Bedeutung als Dar- 
X  l,- stellungen für sich in Anspruch nehmen und daher 
x  f. f auch stets in natürlichen Farben gemalt sind und 
 f den blauen oder nach dem Horizont hin röthlichen 
 Himmel oder auch Berge und Felsen als Ilinter- 
Fig. 296. Kleine Landschaft. grund haben. Gegenständlich beginnt die Reihe 
 mit Bildchen wie das, welches in Fig. 296 aus 
hundert ähnlichen als Probe ausgehoben ist , und Wglchg etliche ßaulich- 
keiten mit ein paar Bäumen, nicht selten, auf Wänden dritten 35193, einem
	        
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