Bronzeüguren.
Hermenbüsten.
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jugendliche Satyrn wenigstens viel gewöhnlicher sind, wie durch die Aus-
führung. Mit deutlichen Zeichen der Thierheit, mit Hörnchen unter dem
struppigen, mit Epheu
bekränzten und von ei- 0 5 A jg g L
ner Taenie, deren En-
den auf die Schultern
herahhangen, durch- V ti
schlungenen Haar, aus p 1,15 a ,l_
Scharf ausgeprägten kill, w mip," K I?) g
Ziigen sinnlich hervor- ff lw (i Q ifilfwr
lächelnd , stellt uns Z i'll)! llliil h) i
dieser alte Satyr, ein f". i 14mm f
würdiges, wenn auch
etwas anders gefasstes
Gegenstück zu dem Fig. 291. Hermenbüsten von Marmor.
tanzenden, ein Bild
mitten aus dem Festzuge des Weingottes vor die Seele, in welchem alle Leiden-
schaften, von der iiberschwänglichsten Begeisterung des Gemüthes bis zur
rohsten Sinnlichkeit, entfesselt sind. Ein edleres Bild aus demselben Kreise
bietet die an zweiter Stelle gezeichnete Marmorbüste, welche wohl mit Unrecht
für weiblich gilt, während sie keinen Andern darstellt, als den jugendschönen,
fast weiblich weichen, dabei aber ernsten Dionysos selbst, und in ihrer strengen
Haltung von allen Hermenhüsten Pompejis am meisten an die ursprüngliche
Cultushestirnmung erinnert. An dritter Stelle ist eine jener Doppelhermen
abgebildet, welche ursprünglich an Scheidewegen aufgestellt waren und in
denen nach den verschiedensten Beziehungen und reli-
giösen Ideen zwei Wesen gleichsam zu einer beide Indi- i f:
vldualitäten ergänzenden Einheit verbunden sind. Die
hier in Rede stehende Doppelherme von Marmor zeigt
einerseits das Gesicht der Athena, andererseits einen Es
Kßpf, der fiir den der Demeter gehalten wird, vielleicht i) V j.
jedoch mit größerem Recht für den einer apollinischen, 35W
und deshalb lorbeerluekranzten Artemis gehalten werden A5
dürfte. Einen ähnlichen Doppelkopf von Bronze, allein " Ä
Von ungleich kleineren Maßen, welcher, wie mehre , h,
flndere in einem Schranke des zweiten Bronzezimmers l! I:
1111 Museum von Neapel aufbewahrte, wohl als das Or- lh
nüment eines Geriithes oder Gefäßes gedient hat, giebt Fig. 292.
Fig- 292 wieder. Er ist bei aller Kleinheit ein Meister- DQPPQlkOPf V0" Bronze.
Werk lebendigen Ausdrucks und scharfer Formgehung,
Welches in einem Satyrn und einer Satyrin die unverhiillteste sinnliche Lustig-
keit ausspricht.
Vergegenwäirtigt uns schon die erste Classe ilolnpejaniseher Seulpturen
9111811 Reichthum an plastischen Kunstwerken, welcher in der modernen Welt
fast so unmöglich wie in der antiken nothwendig und durch die idealen
Lebensbedürfnisse gefordert erscheint, so darf man nicht vergessen, dass man