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Zweites Capitel.
Die Plastik.
ist zu bemerken, dass die Kugel, auf welcher die Figur (vom Scheitel bis zur
Fußspitze 0,40 M. hoch) zu stehii scheint, moderne Zuthat ist; in Wirklich-
keit ist sie, wie die Reste eines Ringes an ihrem Rücken beweisen, schwebend
aufgehängt gewesen, wozu sich noch
X einige , wenngleich nicht viele antike
Ä l Analogien anführen lassen Modern
47 ist auch der stabartige Gegenstand in
, der Linken der Göttin, an dessen Stelle
i man entweder eine Palme oder vielleicht
lälixxxht, das leichte Gestell eines Tropaeon zu
denken hat, wie es die Nike auf den zur
f ü Iricconstruction der großen Nike von
g; Samothrake benutzten Münzen des De-
, 'p metrios Poliorketes im linken Arme
" , trägtz"). Sehr möglich ist es, dass wir
N auch den rechten Arm der pompejaner
, MR H Nike nach Maßgabe dieser Münzen, und
zwar mit einer T uba zu ergänzen haben,
J welche sie eben an den Mund zu setzen
im Begriff ist, um eine Siegesfanfare zu
Fig- 290- Nike Von Bmnze- blasen. Darauf weist die ungewöhnlich
hohe Erhebung des Armstumpfen und die
YVendung des Kopfes liin, während die, vortreif lieh wiedergegebene, ungewöhn-
lich stürmische Bewegung des Figürcliens sich am leichtesten aus einem der-
artigen Vorbilde der Diadochenperiode wird herleiten lassen, wie sie sich denn
außer in dem genannten Miinztypus in der großen Nike von Samothrake wieder-
iintlet, mag diese in dem Tubamotiv mit jenem Münztypus zusammengehn, wie
bisher angenommen wurde, oder nicht, wie man neuerdings glaubt nachweisen
zu können. Damit soll natürlich nur ein allgemeinerer Anschluss der pompe-
janer Nike an diejenige des Demetrios Poliorketes behauptet sein, nicht aber
eine unmittelbare Nachbildung dieser, wogegen ja schon der Umstand beweist,
dass die pompejaner Bronze schwebend dargestellt ist, während diejenige des
Denietrios wie die samothrakisclie auf einem Schiffsvordertheile steht.
Einige Proben mögen endlich die letzte Klasse niythologischer Rundbilder
in den bereits oben erwähnten Hermen vergegenwärtigen. Ursprünglich ent-
weder durchaus oder wenigstens zum großen Theile Cultusbilder, dienten die
Hermen in Pompeji soviel wir wissen, wenn auch nicht ausschließlich (s. den
Apollotempel und die Palaestra der größeren 'l'liermen), so doch überwiegend
Decorationszwecken, indem sie entweder an Thüreingängen oder in Atrien
und Peristylien an den Pfeilern, in Gärten an den Mauern der Laubengänge
oder um Piscineii oder endlich in der Art aufgestellt wurden, wie wir es im
Hause des Lucretius finden. Von den mythologischen Büsten, die wohl ohne
Zweifel alle auf Hermenschäften gestanden haben, sind in Fig.291 ein paar
der besten, zwei einfache und ein Doppelkopf zusammengestellt.
Die erste Stelle an Kunstwerth nimmt unter ihnen die Marmorbüste eines
bärtigen alten Satyrn ein, bemerkenswertli sowohl durch den Gegenstand, da