546
Zweites Capitel.
Die Plastik.
sich gnädig zuhörend den an ihn gerichteten Gebeten zu neigen. In dem
s. g. Hause der Isis und des Osiris, welches nach seinen Gemälden auch das
Haus der 'l'änzerinnen (Casa (Zelle danzatrzicz", Plan N0. 11,) heißt, fand man in
der Aedieula, in der auch ein kleiner Altar stand, die bronzenen Statuetten
der beiden genannten aegyptischen Gottheiten nebst derjenigen des Harpo-
krates mit dem Finger auf dem Munde, ein Beleg mehr dafür, wie tief der
fremdlälndische Cult in die römische YVelt eingedrungen war. Ilansliichem
Cultus hat wahrscheinlich ebenfalls die in Figur 283 b dargestellte kleine
Bronzegruppe des Dionysos und eines Satyrn u") gedient, obgleich sie nicht
in ihrer Aedicula, sondern in Leinwand gewickelt und mit anderen Gegen-
ständen in einen kupfernen Kessel verpackt, dann aber bei der Flucht weg-
geworfen im s. g. Hause des Pansa gefunden wurde (s. S. 328). Der Gott. den
sein dienender Begleiter zutraulich umfasst, hat wiederum den Charakter der
gnadig-en Bezugnahme auf die ihm Opfernden oder zu ihm Beten den, welchen
man als den dem Cultusbilde angemessensten wird anerkennen müssen, so
vielfache Thatsaehen im Allgemeinen und so manche aus Pompeji bekannte
(s. den Apollon und die Artemis aus dem Apollotempel Figg.278 u. 279, die
archaistische Artemis Fig. 281, um nur diese zu nennen), beweisen, dass auch
solche Bilder dem Cultus gedient haben, welche sich in Situationen befinden,
die (len Gedanken an eine unmittelbare Beziehung des Bildes zu dem anbetcn-
den Sterblichen ausschließen. Eben dieser Umstand ist auch der Anlass, die
wenn auch noch so kleine Liste häuslicher Cultusbilder hier zu schließen, um
nicht als solche Statuen anzufiihren, welche sich in dieser Bestimmung weder
durch sich selbst, noch durch die leider nur in wenigen hüllen hinreichend ge-
nauen Plundlmerichte erweisen lassen. Der Vorrath mythologischer Bildwerke
aber ist damit nicht erschöpft, eine größere Zahl (lerselben, als die bisher ver-
zeichneten, diente erweislich anderen, als den bisher besprochenen Zwecken,
und von ihnen wiederum lassen sich ziemlich viele sicher als Brunnenfigu-
ren erweisen. Es ist schon früher (S. 242) der Brunneniiguren im Allgemeinen
gedacht werden, zu denen von den Statuen in unseren Museen viel mehre
gehören, als Mancher ahnen mag 221) Eine ganze Reihe derselben ist freilich
unverkennbar, indem sie gradezu die Brunnenmiindung selbst bilden und so
oder so denlknsguss des YVassers vermitteln, sei es, dass sie aus Gefäßen oder
Schläuchen den Wasserstrahl auszugießeil scheinen, oder dass ein von ihnen
gehaltenes Thier oder auch eine Maske diesen ausspeit. Denn nur in ganz
seltenen Fällen besorgen Brunnenfiguren dies selbst, wie z. B. der in der
Archaeol. Zeitung von 1879 TaiÄI, N0. 5 abgebildete Satyr, welcher aus den
gespitzten Lippen den Wasserstrahl hervorbläst, als wollte er Jemand mit
demselben bespritzen. Eine bei diesen Statuen irgendwo, meistens sehr sinn-
reich, angebrachte Durchbohrung, welche das VVRSSGITOhY aufzunehmen be-
stimmt war, lasst die Gattung erkennen, zu welcher sie gehört haben; bei
anderen aber fehlt dies sicherste Kennzeichen, welches entweder mit den
Theilen, an denen es sich befand, verloren gegangen ist, oder auch sich
nicht unmittelbar an der Statue selbst fand, sondern an ihrer Basis, einer
Stiitze oder sonstwie in entfernterer Verbindung. Noch andere Statuen von
etwas anderer Erfindung besorgten weder das Ausgießen des Wassers selbst,