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Zweites Capitel.
Die Plastik.
der a. a. entwickelten Ansicht über die Bedeutung des Tempels und der
übrigen in ihm gefundenen Bildwerke zusammenhangt, wird wohl nach der
neu gewonnenen Einsicht in den wahren Namen des Tempels als hinfällig
erkannt werden. Es ist schon oben (S. 496) im Allgemeinen bemerkt worden.
dass die örtliche Entstehung der größeren Bronzefiguren in Pompeji im höch-
sten Grad unwahrscheinlich sei. Dies muss auch für die hier in Rede stehen-
den beiden schönen Erzstatuen gelten, welche ohne Zweifel nicht aus der
Periode der letzten Restauration des Tempels stammen, sondern demselben
von Alters her gehört haben müssen und welche daher als griechische Arbeiten
zu achten sind, von denen es zweifelhaft erscheint, ob sie für den Tempel in
Pompeji gemacht oder für denselben erworben worden sind. Ist das Letztere
der Fall, so wird man darauf verzichten müssen, eine bestimmte Beziehung
ihrer besondern Gestaltung und Handlung zu dem pompejaner Tempel zu
behaupten, und den Nachdruck lediglich darauf zu legen haben, dass sie
überhaupt Apollon und Artemis darstellen. An Analogien hierzu fehlt es
wahrlich nicht. Und so sei in Betreff des Apollon, über dessen bemerkens-
werthe Fundumstäude es genügt, auf die Ausgrabungstagehücher214) zu ver-
weisen, dem allzu abfalligen Urteil von Idriederichs (Bausteine z. Gesch. d.
griech-röm. Plastik I, S. 517) entgegen getreten, ohne damit den schlanken,
sehr jugendlich dargestellten Gott zu einem Meisterwerk ersten Ranges
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Weihebilder aus pompejanischen Tempeln.
machen zu wollen. Ihm die ihm gebührende Stelle in der Entwickelung des
Apollonideales anzuweisen ist nicht hier der Ort. Es sei deshalb hier nur