Übersicht über den Plan und die Monumente Pompej is.
hatte man sehr dringende Veranlassung, sie gegen unberufene Liebhaber,
besonders auch gegen die Custoden selbst und ihre Vorgesetzten (denn der
organisirte Diebstahl soll sich unter dem Bourbonenregime in sehr vornehme
Kreise erstreckt haben) in Sicherheit zu bringen, durch deren Hände man-
ches kleinere Stück in den Besitz von Vornehmen und Gelehrten anderer
Länder, manches größere und werthvolle in die Sammlungen von allerlei vor-
nehmen Leuten in Neapel selbst gekommen ist. Endlich glaubte man der
YVissenschaft mehr durch eine systematische Zusammenstellung, als durch ein
Belassen der Gegenstände an ihrem Fundorte zu nützen, worüber sich aller-
dings streiten lässt. Ob nicht der an sich ganz natürliche Wunsch, der Haupt-
stadt auch noch den Glanz dieser Monumente zuzuführen, zu der Übersiede-
lung von den Fundorten nach Neapel mitgewirkt habe, kann hier unerörtert
bleiben. Genug, es ist Thatsache, dass Pompeji in den älter ausgegrabenen
Theilen gründlich ausgeräumt ist, und dass abgesehn von unbedeutenden
Decorationsmalereien fast nur die kahlen Häuser- und Tempelmauern zurück-
geblieben sind. Neuerdings, und zwar schon seit etwa der Mitte der 50er
Jahre, ist dies anders geworden; man lässt von den gefundenen Gegenständen,
namentlich Decorationsstatuen und Gemälden, an Ort und Stelle, so viel man
kann, und sucht es daselbst so gut es gehn will gegen Zerstörung zu sichern,
während man nach Neapel in das Museum nur das schafft, was in Pompeji zu
lassen Unverstand wäre, wie z. B. Kunstwerke ersten Ranges, leicht beweg-
liche und dem Verderb ausgesetzte Gegenstände u. s. w. Mag der endliche
Erfolg dieser Methode sein welcher er will, wir jetzt Lebenden gewinnen durch
dieselbe unendlich und können mit derselben nur höchst zufrieden sein. Zum
Glück sind die Fundorte fast aller Gemälde und der meisten übrigen Gegen-
stände auch in älterer Zeit amtlich protokollirt und könnten genau genug
bekannt sein, um sie in unserer Phantasie aus dem Museo Nazionale wieder
an ihre alten Stellen zu schaffen, was in den folgenden Theilen dieser Dar-
Stellung hie und da geschehen soll wenn die Angaben über die Fundorte
in den alten Protokollen genauer und besonders wenn sie wissenschaftlicher
wären, als sie es sind. Dass hiedurch einer durchgreifenden Arbeit der ange-
deuteten Art große Schwierigkeiten entgegenstehn, soll nicht geläugnet wer-
den; dass die Schwierigkeiten unüberwindlich seien, kann nicht zugegeben
werden; auch gehört eine solche Arbeit, die freilich nur ein in Neapel Ange-
siedelter oder längere Zeit daselbst Lebender machen kann, mit zu Fiorellis
Plänen, während sie zum Theil wenigstens durch W. Helbigs Buch über die
Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens und nament-
lich durch dessen topographischen Index bereits gelöst ist. Durch Eintragung
der Notizen über die in den verschiedenen Zimmern und sonstigen Räumen
gefundenen Gemälde, Sculpturen, wichtigeren Geräthe, Gerippe u. s. w. in
die leeren, jetzt nur die kahlen Mauern zeigenden Räume würde Fiorellis rie-
siger Stadtplan von Pompeji erst seinen vollen wissenschaftlichen Werth und
ein unsäglich erhöhtes Interesse erhalten.
Was aber die unbeweglichen Monumente, die Bauwerke und Anlagen
betrifft, so dürfen wir uns diese insgesammt nur als Ruinen denken. Zum
kleinem Theile sind sie durch die Verschüttung und in gewissem, aber bisher