Technisches
Marmor,
Bronze,
Terracotta.
Kunstformen
Hermen.
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nichts zu sagen; Erwähnung verdient aber die ganz eigenthümliche, zum
Theil lebhaft blaue Patina vieler, aber nicht aller pompejainer Bronzen, welche
am auffallendsteir bei dem 1853 in der s. Oase de! citaristzz gefundenen
Apollon (Fig. 282), weniger stark, aber doch in charakteristischer Weise bei
der in unserem Titelbild und farbig bei Niccolini a.a. 0., Descrizione generale
ta-V. 15 abgebildeten Figur vertreten ist. Manche Bronzen von Pompeji,
namentlich die Fragmente von Reiterstartuen, von denen früher gesprochen
worden ist, zeigen reichliche Spuren von Vergolduug, welche jedoch bei Erz-
Statuen im Alterthum etwas sehr Gewöhnliches ist. Von der technischen Be-
handlung des T hones ist einerseits als auffallend zu bezeichnen, dass die pom-
Pejaner Thonstatuen nicht mehr Reste von Farbe zeigen, als es der Fall ist,
und andererseits ist auf eine allerdings keineswegs allein in Pompeji gefun-
dene Art von glasirten 'l'erracottafiguren aufmerksam zu machen, von welchen
V- Rohden a.a.O. auf T af. 47 ff. die interessantesten Stücke aus Pompeji zusam-
mengestellt und S. 29 f., 57 ff. besprochen hat. Sie gehören der Spätzeit an und
es scheint kaum zweifelhaft, dass die Technik aus Aegypten stammt, woher
ällßh die eine Classe derselben in Pompeji, die meistens aegyptische Götter-
Üguren darstellt, importirt sein wird. Für die andere Classe, römisch genrehafte
Figuren, welche sich in Material und Technik (abgesehn von der Glasur) von
anderen römisch-italisehen Terracotten nicht unterscheiden, ist dagegen ein
Örtlicher Ursprung viel wahrscheinlicher. Das interessanteste Stück dieser
Art aus Pompeji ist die auch in verschiedenen Gemälden dargestellte Gruppe
lleS Kimon und der Pero (a. a. O. Taf. 47).
Was dann zweitens die unter den pompejaner Sculpturwerken vertretenen
Kunstformen anlangt, so ist, da die Statuen und Statuetten in nichts von
denen anderer Fundorte" abweichen, zunächst etwa auf die dreifache in Pom-
peji vorkommende Hermenform aufmerksam zu machen, deren eine, roheste
Art schon S. 421 bei Besprechung der Grabmoinlmente als ganz speciiisch pom-
Pejanisch bezeichnet worden ist. Die beiden anderen Arten dagegen sind auch
aus anderen Fundorten nicht selten nachweisbar. Die erstere derselben, die
in ihrer Grundform überall gewöhnliehste, besteht aus einer Büste, welche von
einem viereckigen, meistens nach unten mehr oder weniger verjüngten, bei
den pompejaner Porträthermen jedoch fast immer ganz gleichmäßig verlaufen-
den und mit viereckigen Armansätzen versehenen Pfeiler getragen wird. Sie
bietet eine namentlich für das Porträt, bei dem es auf die Ilervorhebung dessen,
was am Menschen das Individuellste ist, des Kopfes, ankommt, sowie da, wo
es sieh um engen Anschluss an die Architektur, an die Wand sowohl wie an
den Mauer und Thürpfeiler handelt, aesthetisch vollkommen berechtigte, ja
ganz vorzügliche Kunstform dar, sofern sich die vordere Fläche des Pfeilers
Zllr Aufnahme einer Inschrift, sei es des Namens der dargestellten Person, sei
efv Wie z. B. bei den bekannten Hermenpfeilelai der Sieben YVeisen im Vatiean,
eines besonders denkwürdigen Ausspruches derselben oder wie z. B. bei einer
bokratesherme in Neapel eines ihren Charakter bezeichnenden Satzes aller-
hestens eignet. Von den mancherlei Porträthermen dieser Art, welche aus
liomlle-Jii bekannt sind , wird es genügen diejenige des C. (Jornelius Rufus als
9m Vßflügliches Beispiel hervorzuheben, welche Fig. 276 mit einem Thßile