Fünftes Capitel.
Verfahrungsart sind so und so viele ähnliche zusammengebrochen und besten
Falls als Ziegeltriimmer und Stücken verkohlter Balken in die Protokolle auf-
genommen worden. Schnell geht nun solche Vorsichtige und conservative
Ausgrabung nicht von Statten, und wir müssen uns resigniren, die Vollendung
der Aufdeckung Pompejis nicht zu erleben; aber das ist in mehr als einer
Hinsicht sehr gut, es erhält das Interesse noch auf lange hin Wach und wird
auch unseren Enkeln noch den Anblick frischer Monumente Pompejis ge-
währleisten, während die Methoden zur Conservirung des Ausgegrabenen von
Jahr zu Jahr verbessert werden und die fortschreitende NVissenschaft Zeit
behält, das allmählich Gewonnene immer gründlicher zu verarbeiten.
Durch diese kurze Vergegenwärtigung der Geschichte der Ausgrabungen
wird es begreiflich, wie bisher nicht mehr geschehen ist, als wirklich ge-
schah. Thatsache ist, dass wir schon ein mäßiges Dritttheil der Stadt kennenls),
abgesehn von der Vorstadt Augustus felix. Trotzdem dürfen Wir annehmen,
dass theils oben erwähnte Umstände, theils der mit ihnen in Verbindung
stehende günstige Zufall uns die hauptsächlichsten und wichtigsten Theile der
Stadt hat finden lassen, was von den öffentlichen Gebäuden, abgesehen etwa
von Tempeln, Capellen und möglicherweise Bädern, mit großer Wahrschein-
lichkeit gesagt werden kann. Was freilich von Privathäusern, was in ihnen
von Gemälden, Utensilien, Sculpturen und Kostbarkeiten noch für besten
Falls ein halbes Jahrhundert unter der mit Maulbeer- und Weinpflanzungen
und Feldern bestandenen Decke des Restes der Stadt liegt, wer könnte das
errathen oder voraussagen.
Wenden wir uns, ehe wir zur Einzelbetrachtung iibergehn, zu einer
allgemeinen Übersicht über die bisher aufgegrabenen Theile der Stadt.
Fünftes
Capitel.
Übersicht
über
den
Plan
und
die
Monumente
Pompejis.
Auch hier sind noch ein paar vorgängige YVorte über den Zustand der
pompejanischen Monumente im Allgemeinen zu sagen.
S0 reich die Funde sind und so vollständig sich die aufgegrabenen Theile
im Grundriss zeigen, so darf doch nicht iibersehn werden, dass nur ein verhält-
nissmäßig geringer Theil der beweglichen Habe Wirklich auf uns gekommen
ist, Wovon die Gründe oben angegeben sind, und dass diese fast ohne Aus-
nahme sich nicht mehr an Ort und Stelle befindet, sondern in das größten-
theils aus den Ausgrabungen der verschütteten Städte 1758 in Portici ge-
gründete Museum, und seit dem Anfang unseres Jahrhunderts nach Neapel
in das frühere Museo Borbonico, jetzt Museo Nazionale, welchem das Museum
von Portici einverleibt wurde, gebracht worden ist. Die beweglichen M0-
numente aus Pompeji fortznschaffen und sie in einem Museum zu vereinigen,
gab es verschiedene sehr triftige Gründe. Einerseits erforderte der Schutz
der Denkmäler, namentlich der Gemälde, gegen die Unbilden des YVetterg
und verschiedener Aschenregen des Vesuv ihre Verpiianzung, andererseits