Dritter Abschnitt.
Die Decoration und Ornumentik.
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mit den Baugliedern m. 0. w. nahe verbindet und von ihren Grundformen aus-
gehend sich bis zu m. 0. w. selbständiger Bedeutung erhebt. Es darf hierbei
jedoch nicht unausgesprochen bleiben, dass die Geschichte der Ornamentik in
Pompeji eine durchgreifende Bearbeitung noch nicht gefunden hat, ja dass es
selbst an einer irgendwie übersichtlichen Zusammenstellung des Materials
fehlt. Wenn also hier nicht eine Menge Einzelheiten erwähnt und geschildert
werden sollen, wozu der gebotene Raum nicht ausreicht, so muss es bei wenigen
Bemerkungen und einer allgemeinen Gegenüberstellung der älteren und der
jüngeren Perioden sein Bewenden haben.
Die ältere Periode, welcher die Quaderbauten aus Noceratuff und die
älteren Bruclisteiilmauern sowie die erste und zweite Decorationsweise ange-
hören, zeigt sich wie in diesen, so auch in der Ornamentik ernster, einfacher
und strenger als die späteren. Sie legt ihrer ornamentalen Gestaltung von
Thiir- und Fenstereinfassungen, Thürbekrönungen, Friesen und Simsen
hauptsächlich die Formen des ionischen Baustiles zum Grunde oder wendet
diese in ganzer Reinheit an, was besonders v'on den Thürbekrönungen und
von den Gesimsen innerhalb der incrnstirten Wände gilt, welche nach dem
Schema des ionischen Außengebälks und besonders des Gesimses mit darunter
liegendem glattem Friese und getragen von Mutulen und Zahnschnitten ge-
staltet sind. Als ihr Material verwendet diese Periode auch im Ornament ent-
Weder Tuff, oder, und zwar in ganz iiberwiegendem Maße Stucco. Diesen aber
weiß man in der ältern Zeit so zu bereiten, dass er im Material und folgeweise
in den Formen sich, wie dies schon bei der Besprechung einzelner Beispiele.
ulld oben in der kunstgeschichtlichen Einleitung berührt worden, bedeutend
und sehr zu seinem Vortheile von demjenigen der spätern Periode unter-
scheidet. Materiell ist er von der größten Feinheit und Härte und demgemäß
lässt er sich formell mit der Feinheit und Sauberkeit behandeln, welche an
den aus ihm hergestellten Gliederungen und Ornamenten, Eierstäben, Zahn-
schnitten, Perlenstäben, Voluten an Capitellen, sowie an jenen zierlichen
kleinen Nachbildungen von Tempelfacaden, mit denen das Ostium der (Jasu.
del 112mm; geschmückt ist (oben S. 349, abgeb. bei Niccolini, Le case ecc.
di Pompei, Casa del Fauno tav. 8), unsere volle Bewunderung erregt. Dabei
wird dieser Stucco niemals in der Dicke und Massenhaftigkeit aufgetragen
wie deliiellige der spätem Periode, sondern stets, wo er nicht selbständiger
Trägßl" der Form ist, wie z. B. in Säulenüberzügen, Füllungen u. dgl. fein
und (lünn, so dass er nichts von den Formen verhüllt, denen er lediglich
eine edlere Oberfläche zu geben bestimmt ist, als die, welche das Baumaterial
darbietet. In welchem Umfange die ältere Periode ihren trefflichen Stucco in
freier Modellirung, in welchem dagegen in Anwendung mechanischer Behand-
lung durch das Formholz oder durch Aufpressnng hölzerner Formen gestaltet
hat, lässt sich genau noch nicht feststellen, dass jedoch bei durchlaufenden
Ghedem, Eier- und Perlenstäben u. dgl. mechanische Mittel angewendet
Werden sind, lässt sich gar nicht bezweifeln und an manchen Beispielen be-
Stlmmt darthnn, während uns andererseits wiederum eine überraschend weit,-
gehenllß freie Modellirung entgegentritt, welche aus leichten Ungleichheiten
In wiederholten Gliedern und Ornamenten unwidersprechlich nachgewiesen