Einleitung und Allgemeines.
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wenigstens nicht unwahrscheinlich. Ob dagegen ebenfalls ihr oder einer spa-
tern Zeit die Marmorcopie des polykletischen Doryphoros in der Palaestra
zuzuschreiben sei, wird durch die oben S. I5! besprochene Art der Aufstellung
zweifelhaft. Wichtiger aber als alles bisher Firwvahnte ist, dass während Wand-
gemälde dem Stil dieser Periode fremd sind, nicht der geringste Grund vor-
liegt, zu bezweifeln, dass die bewunderungswiirdigen Mosaiken der Cum dcl
Pharao (s. oben S. 349 if. u. vgl. unten C111). 4) mit dem Bau dieses oskisehen
Patrieierhauses gleichzeitig seien. Ob dies auch von der vortrefflichen Sta-
tuette des tanzenden Satyrn (s. S. 549 f.) gelte und wenn von ihm, dann auch
von einigen anderen, ihm an Kunstwerth ehenbiirtigen Bronzen, dies lässt
sich nicht ausmachen und dasselbe muss man von dem schönen Niobebild auf
Marmor (s. Cap. 3) sagen, welches in dem von Nissen dem Maius Castricius
zugesprochenen, seiner Anlage nach altoskischen Hause (s. oben S. 56 f.) ge-
funden werden ist.
Der frühesten Periode der römischen Herrschaft von der (iriindung der
sullanischen Colonie bis zur Herrschaft des Augustus, also etwa dem halben
Jahrhundert von 80-30 v. u. Z., dem von hervorragenden öffentlichen Bauten
das kleinere Theater, das Amphitheatter, die kleineren Thermen und der
Tempel der trapitolinischen Gottheiten (s. g. Aesculaptempel oben S. 110
gehören, sind zunächst mit Sicherheit nur die mit diesen Bauten verbundenen
Ornzimentsculpturen, also die in '_l'ufl'gel1a.uenen Atlanten des kleinern Thea-
ters (s. v. läohden a. a. O. Taf. 26, l) und die durchaus stilverwandten thönernen
im Tepidarium der kleineren Thermen (das. 25) , weiter mit XVahrscheinlichkeit
die nur in einem beträchtlichen Bruchstiiek erhaltene Tkvrracottzistatuette der
stadtschiitzentlen Minervzi aus der jwria dclla marinu (das. 31, vgl. oben S. 53)
zuzruveiseii, während vielleicht auch eine Anzahl von Stirnziegeln mit Götter-
köpfen, welche sich durch die Güte ihrer 'l'e.chnil( und die Energie ihres
Formenausdrucks vor anderen auszeichnen (s. von Rohden Taf. ll mit S.
von Bauten dieser kurzen Periode herstammen. Dagegen sind ohne Zweifel
nicht ihr, sondern der letzten Periode Polnpejis ilach dem ltlrdbeben die
thönernen(jötterbilder des s. g. zuzuschreiben, s. von Rohden
Taf. 29 mit S. 20 f. und 42 f. g vgl. oben S. l 12. Auf die Wanddecoration und
die zu ihr gehörigen Gemälde soll weiterhin zuriickgekonnnen werden.
Auch in dem letzten Jahrhundert Pompejis wird man zwei Perioden seines
Kunstlebens zu unterscheiden haben, deren 'l'rennu_ng llllgßfiilll" durch die
Thronbesteigung Neros (54 n. Uhr.) bezeichnet wird. Die friihere, charakte-
risirt durch die Bliithe des dritten Decora-ltionsstiles, steht an Güte der Kunst-
leistungen in der Hauptsache hinter der zweiten und dritten kaum zurück,
von denen sie sich durch Verfeinerunir und Eleganz unterscheidet, während
die letzte, durch den vierten Decorationsstil bezeichnete, in mehr als einer
Hinsieht eine Verfallzeit genannt werden muss.
Am wenigsten sicher datirt sind an sich die plastischen Monumente. Einen
lllalistab für das, was wir von solchen der einen und der andern Periode zuzu-
WCISCII haben, bieten uns die zu den datirten öffentlichen Bauten gehörenden,
mit ihnen als gleichzeitig zu erachtenden Sculpturen. Da sei denn für die
frühem Zeit im die im Tempel der Fortuna Augusta gefundenen Statuen ( oben