456
Sechstes Cupitel.
Zeugnisse des Verkehrs und des Lebens nach Ins0hriftex1
(H Olronio kennen gelernt. Ähnliches konnnt auch sonst v01'. Ferner linden
sich Vemeichnisse von Kleidungsstücken, wie z. B. IC XXI. Jllaias tunica
pallizzvzz nonzlw rllaiasjkzsria. VIII {das Maias tiunieae III (wden 18. April eine
Tunika ein Pallium, den 7. Mai eine Binde, den S. Mai drei 'l'unikenn), welche
vielleicht, in einem Falle wohl gewiss zur Wäsche gegeben, oder zu solcher
vom Walker und Wäscher angenommen sind; läuehfiihrnng über Schuster-
arbeit und (lergleichen mehr. Von besonderem Interesse ist uns der Einblick
in eine antike Spinn- oder genauer gesprochen Webestnber, ein Ergastulnm
der Sclavinnen eines Hauses, welches uns das Wverzeichniss von elf Mädchen
verschafft, deren Namen nebst den von ihnen zu lösenden Aufgaben (pensa
geschrieben pesa) wahrscheinlich ein rh'spensalo1', d. i. ein Aufseher des Erga-
stulum an eine Säule, und zwar des "Peristyl. nicht des Atrium? WO die XVM)-
stiihle zu stehn pflegten, in dem Eekhailse der Strazla della Forhma (di Nola)
und des P7110 rlegli scz'en.zicztv' geschrieben hat (I507). In diesem Verzeichniss
heißt es
VITALIS
TRAMA
PIISV
IßLnRIINTTNA PusA III
AMARVLLIS Pnsv, TRAMA
IANVARIA SVPTII PIISA 111
HIIRACLA PIISV STAMIIN
MARIA Pll STAMIIN
STAINIIIN
STA' PIIS DVA
wr
IIT-
LALAGII PHS STAMIIN
IANVARIA PH A TRAMA
DAMALIS TRAMA PHSY
S RVSA 'I'RAMA PIISY
PAPTIS, PHSV 'I'RA1WIA
DORIS, PIISV STAMIIN
Wenn dazu bemerkt wird, dass stanzen den vertiealen Aufzug am aufrecht
stehenden Wehstuhle , frmna den schräge gekreuzten Aufzug, subfehnezr]
die Kette. des (iewebes bezeichnet. und pezzsum die zum Spinnen zugewegene
Welle, so kann von einer Übersetzung des ganzen Verzeichnisses abgesehn
werden; es ist nur noch auf die zum Theil sehr poetischen Namen dieser
hlägde (Damalis, I)01'is, Lalage, Amaryllis z. B.) aufmerksam zu machen. unter
denen aber die Maria nicht etwa Maria zu lesen und als Christin oder Jüdin
zu betrachten ist, sondern Maria, als Femininunr zu lNIarins. Aber auch a11-
deren häuslichen Notizen luegegnet man. Mit feierlicher Angabe des Censulats
ist auf der Wand des Atriums eines Ilauses in der Strada della Fbrtuzzaali rVola)
die Geburt eines Eselchens am 6. Juli im Jahre 783 Roms z: 29 n. Chr. ver-
zeichnet (1555) so:
L NONIO ASPRENATE
A. PLOTIO CO8 ASELLVS NATVS
PRIDIE NONAS CAPRATTNAS
An einem andern Orte wahrscheinlich die
784 R. 30 11. Chr. vermerkt. Auch sehr
Geburt von Lämmern im Jahre
vergängliche persönliche Leiden