Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Grafliti in Prosa 
Zurufe, 
Glückwünsche, Verwünschungen, 
Briefe. 
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wenn auch in lateinischen Buchstaben geschrieben, wurde schon geilacht; 
ihnen entsprechen am nächsten (liejenigen mit dem lateinischen Bravuruf" 
euge; so euge Issu, (Jerialis euge u. A. und auf dasselbe Gebiet gehört es, wenn 
schöne Mädchen selbst Aphroditen genannt werden, Aphrodite Issa, Aplerodite 
Auyustiamz u. dgl. m. Ein zärtlicher Abschiedsgruß im Theatergange (2414) 
lautet: propero, vale mea Sava  fac m0 ames (wich scheide (eile), lebe wohl, 
meine Sava, und liebe michu); ein verschmiihter Liebhaber schrieb (3042): 
crudelis Lalage quae non am     (grausame Lalage, die du nicht geliebt.     
Sehr rührend wird die Liebe zweier Unfreien unter den Schutz der Venus 
Pompeiana gestellt in dieser Zeile (2457) aus dem Theatergange: Metlze Co- 
Ininiac s. atellana amat (Jhrestum corzle, sit utrcisque Venus Pompeiunra propitiu, 
et semper concordes veivant (Methe, der Cominia Sclavin, die Schauspielerin 
liebt Chrestus von Herzen, sei ihnen Beiden die polnpejanische Venus gewogen 
und mögen sie stets in Eintracht lebenu). Eine Angeberei ist die folgende Zeile 
(2060) in dem Atrium eines Hauses an der Strada (lclf (zbbolzrlanza : Ronzulu hie 
cum Sfaplzylo moratw (nhier giebt sich Romula mit Staphylus Rendezvousu). 
Zu den verliebten gesellen sich dann andere Zurufe und (iriiße, so un- 
zahlbare mit eale: Lucirlc cale, Crispc oalc, Acti wie (amicus u. s. w., andere 
mit ave (luwe): Eylogz: luwc, wieder andere mit salutem: Vettius Crrmio salze- 
tem, Gemellus Cescrnivdajc salutcm; und eben so häufige mit feliciter (Glück 
auf E), nicht nur an Privatpersonen gerichtet wie Claudia V cro feliciter, (Zuobzes 
Fabis feliciler u. A., sondern auch an Standespersonen, wie in iudicis Augus-ti 
feliciter, drfonsoribus coloniuc jbllicitcr und den Kaiser selbst (2460): Augusto 
jeliciter. Daneben ferner: Atamasjtblix, faustus felix Florus, A. V ums 
M.  jelzir u. dgl., auch ein Mal 0 feliccm me (wich Glücklichen); auch der oft 
gebrauchte Segenswunsch 601mm faustumjfelix (vUrlücsk, Heil und Segenu) 
ohne bestimmte Adresse und wiederum jelix es! Ianuczrius Fißcius (jui hie 
(labitat (nder hier WOlllltü) mit einer sehr bestimmten, sowie der Neujahrivunscli 
(2059) Ianuariczs [Kalendas] nobisjcclices multis zmnis (nNeujahr sei uns viele 
Jahre glücklichn). Aber auch das Gegentheil dieser Glückwiiilstzhe und Segens- 
wiinsche findet sich nicht minder oft, Vcrwiinschungen im Allgemeinen oder 
bestimmter Personen, so vae tibi (vwehe (lira), Nucerinis infelicicz und Vei 
Barca tabcsoas (ngehe zu Grundeu) im Amphitheater; ferner Samziets Uumelio 
suspendere (vlass dich hängenu) in der Basilika, oder wenn einer daselbst an- 
geschrieben hat: Agato Herenni sereus rogat Venercm      llerenniils" 
Selave, bittet die Venus    A!) und ein Anderer darunter setzte: m5 per-gut 
Tvgo (vdass er sterbe, bitte ichu).  
Zu den An- und Zurufen stellen sich sodann die gar nicht seltenen 
H rie f e und Brieffmgmente in natürliche Nachbarschaft, welche, vielleicht als 
läntwiirfe wirklicher Briefe, vielleicht, in einigen Fallen gewiss, nur als der in 
diese Form gefasste Ausdruck dessen zu gelten haben, was die Seele des 
Schreibenden bewegte und bekiimmerte. Ein solches Fragment aus der Küche 
der Oase di Apolline c Coronidc (l99l) lautet: Aelires Magnus Plotillae suae 
salutem. Rogo damina (wA. M. seiner Plotilla Gruß! Ich bitte dich, Herrina). 
Weiter stand nichts da, der Schreiber mag hier unterbrochen worden sein und 
hat später nicht fortgefahren. Ein ähnlicher Anfang des Briefes, vielleicht 
31 a"
	        
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