Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Graffiti. 
Metrisches. 
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(etwa: Kannst du mich lieben und willst es doch nicht, was vertröstest du stets mich, 
Nährest die Hoffnung und sprichst : kehre nur morgen zurück? 
Heiße mich sterben, den ach! ohne dich du zwingest zu leben, 
  Dank verdienst du gewiss, quälest du länger mich nicht. 
Was Enttäuschung entriss, giebt Hoffen dem Liebenden Wieder.    
Den dritten Pentameter hat der Unglückliche in seiner Rührung ver- 
gessen, Andere aber hat sein Erguss zu etlichen bissigen Bemerkungen ver- 
anlasst, welche unter den obigen, von einer Hand geschriebenen Versen 
stehn; der Erste schrieb in vortreiflicher Orthographie Qui 1100 leget mmc 
quam posteac aled legal et nzmguam sit salvos (vwer dies liest, möge niemals 
nachher etwas Anderes lesen und es gehe ihm nie gut"), ein Zweiter fügte bei: 
gui supra scrzjusit (nder oben geschrieben hata) und ein Dritter bekräftigend: 
vere dicis (ndu hast Rechts). 
Neuesten Funden (s. Not. d. scaci 1883 Idebbr. p. 53) werden die folgenden 
Verse verdankt, welche an einem Pfeiler rechts neben dem Westeingange zum 
Tbeatrum tectum unter anderen stark beschädigten standen: 
Sei quid amor valeat nostred, sei te lwminem scis, 
Oommiseresce mild, da ceniam u! veniam. 
(welche man, wenn es erlaubt ist, um das kleine Wortspiel im Pentameter zu 
wahren, diesen als Hexameter zu fassen, etwa so übersetzen könnte: 
Wenn meine Liebe dir etwas gilt und du fühlest als Mensch dich, 
Ach, so erbarme dich mein und heiße mein Kommen willkommen.) 
So schmachtend diese Verse sind, so wild geberdet sich der folgende 
unglückliche Verliebte, welcher seinen Zorn über die Göttin der Liebe selbst 
in diesen Versen ebenfalls in der Basilika (1824) ausschiittet: 
Quisguis amat veniat; Veneri eolo jrangere cosias 
Fustibus et Zumbos debilitare deae : 
Sipotßs] illa miki tenerum pertundere pectus, 
Cu(r] ego non possim caput illß] frangere fuste? 
(also etwa: Komme hierher, wer liebt: der Venus will ich die Rippen 
Brechen mit Prügeln und ihr Weidlich die Schenkel zerbläun; 
Kann mir jene das zärtliche Herz im Busen zerreißen, 
Warum könnt? ich ihr nicht den Kopf mit Prügeln zerbrechen?) 
ja sein Eifer hat ihn sogar, wie man sieht, den zweiten Pentameter verfehlen 
und durch einen Hexameter ersetzen lassen.  Ziemlich kräftig verwiinscht 
seinen Nebenbuhler auch ein Liebender, welcher diese Verse (1645) an den 
schon erwähnten Pfeiler im Vice dei sopmstanti angeschrieben hat: 
Si quisforte meam cupiet vioyare] puellam, 
Illum in desertzls montdbus w-at Amor. 
(Wer mein Mädchen verführt    
Den verzehre die Lieb' einsam im rauhen Gebirg.) 
Eine merkwürdige Parallele dazu findet sich zwei Mal dicht neben ein- 
ander in Rom an einem der Bögen am clivus Victoriae an der Südseite des 
Palatill angeschrieben (C. I. L. a. a. O. Anmerkung), und zwar mit dem vor- 
gesetzten N amen Cresce[n]s: 
Quisgue meam f  .   rivalis amicam 
Illum in secretis montibus ursus edat!
	        
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