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Sechstes Capitel.
Zeugnisse des Verkehrs und des Lebens nach Inschriften.
citer), in einer dritten in der Gladiatorenkaserne gefundenen Anzeige ( 1186)
lautet der hinzugefügte Zuruf 0 procuratorß) feliciäer] und mag sich an
den Vorsteher der pompejaner Gladiatorenschule richten, denn die Vorsteher
der Gladiatorenschulen führten den Titel procurator Aber unendlich em-
phatischer ist der Zuruf an den F estgeber, Wahrscheinlich Ampliatus, neben
einer andern, an demselben Orte gefundenen Anzeige (1184), wo wie es scheint
derselbe totius orbis desiderium und munyfcus ubique (ndes Weltalls Lieblinga
und nüberall freigebiga) genannt wird, Worte die an des Kaisers Titus erha-
benen Lobspruch amor et deliciae generis kumani (nLiebe und Wonne des Men-
schengeschlechtsv) erinnern. Außer der auf die Einweihung eines uns un-
bekannten Gebäudes bezüglichen Anzeige in den Thermen ist noch eine
solche, allerdings nur in den Ausgrabungstagebüchern und nicht durchaus
zuverlässig überliefert, welche (1180) abermals von Cn. Nigidius Maius als
Priester des Augustus veranstaltete Gladiatorenspiele mit der Einweihung des
Altars einer Göttin ungewissen Namens, wahrscheinlich aber der Clementia in
Verbindung bringt und außerdem erklärt, dieselben werden gefeiert pro salute
Caesaris Augusti Ziberorumgue eius (zum Heile des Kaisers, wahrschein-
lich Claudius, und seiner Kinder) In ähnlicher YVeise zeigt ein anderes
Programm (1196) Spiele an, welche pro salute (lomus Augusti (zum Heile des
kaiserlichen Hauses) gegeben werden sollen. Schon früher (S. 195 f.) ist er-
wähnt worden, dass manche Anzeigen auch die Zahl der zum Kampfe bestimm-
ten Gladiatorenpaare enthalten, hier sei noch nachgetragen, dass eine daselbst
angeführte Anzeige (1179) gladiatorum paria XXX et eorßem] suppßzsiticios]
(30 Paar Gladiatoren und nHilfsgladiatoren, Stellvertretern) erwähnt, welche
letzteren für die Besiegten mit deren Siegern zu kämpfen hatten wie") Dieselbe
Anzeige verheißt, dass die Spiele drei Tage dauern sollen.
Während, wie es scheint, die sechs Inhaber von Gladiatorenbanden, die
wir bisher aus Pompeji kennenHH), Pompejaner gewesen sind, was von fünf
derselben als sicher gelten darf, während ihre Mannschaften also, wenn sie
in Pompeji waren, wahrscheinlich in dem uns bekannten Zudus gladiatorius
(S. 193) gehaust haben, kommen, allerdings nicht in öffentlichen Anzeigen,
sondern in Graffiti, welche Erinnerungen an gesehene Spiele enthalten (1421.
1422. 1474 und sonst), neronische Gladiatoren (Neronianus) vor, und Neros
Name in Verbindung mit Spielen ist auch in einem Dipinto in dem Vico clel
Zupanare (delle terme Stabiane) zum Vorschein gekommen (1190). Diese nero-
nischen Gladiatoren sind wohl ohne Zweifel Mitglieder der oder einer kaiser-
liehen Bande, von deren Bestehn wir sonsther unterrichtet sind f); auch wissen
ä") Vgl. Friedlaender, Darstellungen aus der Sittengesch. Roms II, S. 203. 5.
da) Vgl. wegen der wahrscheinlichsten Ergänzungen des lückenhaft und entstellt über-
lieferten Textes Zangemeister in der Archaeolog. Zeitung von 1868, S. 88 f. und Mommsen
das. S. 90. Dass Garrucci den Altar der Amentia statt der Clementia geweiht werden lässt,
darf auch hier nicht unerwähnt gelassen we1-den_
xätät) S. Henzen in_'d. Atti dell" accad. pontif. Rom. XII, p. 120.
täte) C. I- L. a. a- 0- P- 70, es sind diese: 01.. Alleius NigidiusMaius, Claudias
Verus, N. Festius Ampliatus, Lucretius Valens, N. Popidius Rufus und A. Suettius Certus.
1-) Friedlaender a. a. O. S. 202 ff.