Dipinti.
Wahlempfehlungen.
Gladiatorenprogramme.
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erschöpfen, das Hauptsächliche und so viel mitgetheilt sein, wie sich ohne ge-
lehrte Einzelerörterungen überhaupt mittheilen und zum Verständniss bringen
lässt, und somit wenden wir uns zu der zweiten Classe der Dipinti, den Amphi-
theateranzeigen.
Dieselben bilden, wie ebenfalls schon erwähnt, nächst den Wahlempfeh-
lungen-die am häufigsten vertretene Art der pompejanischen Dipinti. ln ihrer
einfachsten Art enthalten diese an verschiedenen Orten der Stadt zum Theil
ganz gleichlautend wiederholten Programme den Namen der zum Auftreten
bestimmten Gladiatorenfamilie, den oft lange vorher angesetzten Tag des
Auftretens, sowie fast regelmäßig den Beisatz, dass eine Thierhetze (venatio)
mit den Gladiatorenkämpfen verbunden und dass das Zeltdach (vela) aus-
gespannt sein werde. Eine Anzeige in dieser einfachsten Form ist z. B. diese,
welche am Album des Gebäudes der Eumachia (s. S. 135) und fast buchstäb-
lich wiederholt an einer Wand in der Strada degli Augustalz" (1189 und 1190)
stand: A. Suettii Certi aedilisfamilia gladiatoria pugnabit Pompeis pridie Ka-
Zendas Izmias, venatio et vela erzmt. Eine andere fragmentirt erhaltene Anzeige
(1181) des Auftretens der Gladiatoren des Ti. Claudius Verus schließt mit den
Worten: qua dies patientur, d. h. nwenn das Wetter es erlaubta, womit also
auf eine als möglich vorausgesehene Störung und eine etwa dadurch nöthig
werdende Verschiebung des Schauspiels sehr begreiflicher Weise hingedeutet
wird. Dergleichen mochte aber dem schaulustigen Pöbel nicht genehm sein,
und danach begreift es sich nicht minder leicht, dass wieder durch eine andere
Anzeige (1180) ausdrücklich erklärt wird, das Schauspiel werde stattfinden sine
ulla dilatione wohne jeglichen Aufschubu.
Es ist schon bei der Besprechung des Amphitheaters (S. 176 f.) darauf
hingewiesen worden, dass die ursprünglich mit feierlichen Bestattungen allein
verbunden gewesenen Gladiatorenkämpfe später, wie jedes andere Schauspiel
mit Gebäudeeinweihungen und allen anderen Veranlassungen verknüpft wur-
den, bei denen überhaupt dem Volke ein Schauspiel veranstaltet wurde. Eine
Anzeige der Art fand sich, wenn auch beschädigt im Hofe der kleineren Ther-
men (oben S. 178), auf deren eigene Einweihung (man ergänzte die erhaltenen
WVorte: dedicatione zum in dedicatione tlzermarum) sie freilich, wie aus
der Zeit der Erbauung der kleineren Thermen (oben S. 176) hervorgeht, sicher
mit Unrecht bezogen worden ist Und so möge nur noch erwähnt werden,
dass diese Anzeige (1177), welche außer einer Thierhetze das Auftreten von
Athleten verheißt und neben der Ausspannung des Zeltdaches Besprengungen
(sparsiovzes) gegen Staub und Hitze ankündigt, ähnlich wie andere den Inhaber
der zum Kampfe bestimmten Gladiatorenbande (familia yladiatoria), hier den
Cn. Alleius Nigidius Maius nennt, neben dessen Namen dann eine dankbare
Hand geschrieben hat: Maio princzpi coloniae felioiter, d. h. Heil dem Maius
dem Stadtältesten! Ein solcher Zuruf an den Festgeber verbindet sich auch
mit anderen dergleichen Anzeigen; demselben Maius, der hier aber als Quin-
quennal wie dort als Ältester des Decurionencollegs bezeichnet ist, gilt er 111
einer Anzeige, die man in der Strudel di Nola fand (1179: Maio guing. feli-
Vgl.
Fiorelli, Descrizione di Pompei p. 230 sq.