Griechische Inschriften.
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homerischen Verses xai im! quwwfozxg eingekratzt gefunden ist wie sich
dies mit Versen römischer Dichter wiederholt (s. unten S. 477). Denn dies
möchte doch ein Zeugniss dafür sein, dass die homerischen Gedichte in Pom-
peji gelesen wurden und im Gedächtniss hafteten. Von den wenigen längeren
Inschriften ist vorzüglich die folgende hervorzuheben, welche 1872 an der
Außenwand eines Hauses der Reg. VII, Ins. 15 gefunden worden ist und lautet:
lfpzägtmlog ämnfoöq ägyoaliag rig Zdiag xvgiag
im] äyozögö Üg Ö dgtäybg ,ue' (oder alä) 1017 xocloü dvdyozrogw)
(Amerimnos gedachte der Harmonie mit seiner eigenen Herrin zu guter Vor-
bedeutung, der die Zahl 45 (oder 1035) diejenige des schönen Namens ist).
Das Letztere will sagen, dass der Name, welchen Amerimnos nicht aus-
zuschreiben wagte, durch die genannte Zahl bezeichnet wird, wenn man dessen
Buchstaben (in: 40, e: 5 ; oder a: 1000, Ä: 30, e: 5) als Zahlzeichen be-
trachtet und diese addirt. Den mit den Summen ,us' oder ab! (denn die
Schreibung ist nicht sicher) gemeinten Namen zu errathen ist uns natürlich hier
so wenig möglich wie in einem andern ähnlichen Falle, wo im Atrium eines der
früher schon einmal ausgegrabenen und wieder verschütteten, neuerdings zum
zweiten Mal ausgegrabenen Häuser geschrieben steht: qulcö E9 oigaäyög qmä
(ich liebe die, deren Zahl ist 545).
Eine andere längere griechische Inschrift ist von einem Ladeneingange in
der Stmda olegli Olcmgj den Thermen gegenüber in die große Eingangshalle
des Museums in Neapel geschafft; sie (7 33) lautet, mit großen und deutlichen
rothen Buchstaben angemalt, mit Hinweglassung orthographischer Fehler:
'O TOÜ dzög mxig nalllimxog (Hgomliyg
aEvöoida xarozxe? yqdäv eioirw 2101x611.
also etwa :
Der Sohn des Zeus, der siegesfrohe Herakles
Bewohnt dies Haus, nichts Böses komme hier herein!
Die Verse sind auch sonsther bekanntws), und an sie knüpft sich eine
Anekdote von Diogenes dem Cyniker, der, als er diesen Spruch über der Thür
eines Hauses las, fragte, wo denn der Hausherr hineingehn solle? Zwei
andere längere griechische Inschriftenööö) sind noch nicht entziffert und werden
vielleicht nie entziffert werden.
Hier möge denn auch ein Fund des Jahres 1875 seine Stelle finden,
welcher allerdings, streng genommen, in dieses den inschriftlichen Zeugnissen
des Verkehrs und des Lebens gewidmete Capitel nicht gehört, aber schwer
an einer andern Stelle unterzubringen ist und doch nicht unerwähnt bleiben
darf. In dem Hause V, 1, 18, dem Nachbarhause des L. Caecilius Iucundus
an der V {a Stabiana, wurden in einem kleinen Zimmer am Atrium fünf
Gemälde entdeckt, welche, zum Theil stark zerstört, mit mehr oder weniger
vollständig lesbaren Inschriften in griechischen Versen versehn und folgender-
187a, 11.233.
1874, p. 90.
2. N0. 5 und N.
ä") Bull. d. Int. 1
w) Bull. d. Inst. 1
äxx) Garrucci Taf. i
gen Tafel.
Ov e rb e ck, Pompeji. 4.
Rhein. Mus. XVII
140 mit der dazu gehöri-