Erster Abschnitt.
Mobilien, Geräthe und Gefäße.
Wagen.
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stehende nur kleine Kanne sicher dem Gebrauche in den Zimmern des Herrn
oder seiner Familie an, wenn dieselbe nicht vielleicht noch Yornehmerer Be-
stimmung, dem Tempeldienste gewidmet war. Die eigenthiimliche Form lernt
man erst dann ganz würdigen, wenn man das Geräith in der Hand hält und
bemerkt wie genau man die Menge der auszugießenden Flüssigkeit in seiner
Gewalt hat. Man nimmt das Gefäß für eine Weinkanne. Ob die andere rechts
stehende gleichen Zweck hatte, wie man nach ihrem bakchischen Ornament,
namentlich dem ausdrucksvoll modellirten Satyrkopfe, aus dem der Henkel ent-
springt, schließen will, muss ungewiss bleiben; der weite Hals und der breite
Ausguss lassen eher an eine Wasserkanne denken. Hier sei noch bemerkt, dass
die Henkel der meisten Kannen sich an Schönheit ja Kunstwerth der Arbeit weit
über die Schönheit der wenn auch äußerst zweckmäßig gestalteten Kannen selbst
erheben; auch sind sie, die man häufig in größerer Zahl allein aufgefunden
hat, ohne dass man dabei an die Zerstörung und den Verlust der zugehörigen
Kannen zu denken hätte, die Producte anderer Hände als die Kannen, welche
der gewöhnliche Kupferschmied anfertigte, der dann bei dem feinern Bronze-
arbeiter den passenden und ihm oder seinem Auftraggeber gefallenden Henkel
fertig kaufte oder bestellte und sei es durch Löthung, sei es durch Vernic-
tung mit dem Körper seines Gefäßes verband.
Recht sinnreich ist die Einrichtung der zierlichen Schnellwagen oder
Desemer, welche in Pompeji gäng und gebe waren, wie sie es noch heute in
Italien sind, und von denen Fig. 245 etliche Probestücke bietet. Das einfache
Princip dieser Geräthe ist
wie bei unseren Deci- (Q '
malwagen das der un- Ü) . 5' (Öle 19m Q Q
gleichen Schenkel, an i? 1er)
dem kürzern hangt der ß 2 z fit k, u
zu wägende Gegenstand, , l
an dem längern wird das
in allen Fällen gleich QQF , J
bleibende Gewicht auf
einer Scale bald näher 5
an den Aufhängungs- [f 4 j "
punkt, bald entfernter
von demselben gerückt. l Ä 4,
Einige dieser Wagen (2, A2 ixv i
47 5) haben nur Haken, Fig, 245. Schnellwagen.
an denen der zu wägende
Gegenstand aufgehängt wurde, andere bieten nur eine Schale, in welche man
denselben legte, bei noch anderen, wie den Nummern 1 und 3, Enden sich Schale
und Haken verbunden. Bei diesen und ähnlich bei N0. 2 findet man zwei
merkbar verschiedene Aufhängungspunkte für den zu wägenden Gegenstand,
den einen ferner vom Schwerpunkte des Wagebalkens, den andern näher an
demselben. Bei diesen Wagen aber ist auch eine doppelte Scale auf beide
Seiten des langen Schenkels eingegraben, von denen die eine dem äußern, die
andere dem innern Aufhängungspunkte des zu wägenden Gegenstandes ent-