Erster Abschnitt.
Mobilien,
Geräthe und Gefäße.
Candelaber,
Feuerbecken.
439
Bei anderen Candelabern ist dies Bindeglied zwischen Fuß und Schaft zum
Nachtheil des Organischen ins Kurze gezogen, aber nur in sehr seltenen Fällen
verfehltermaßen in der Gestalt der eigentlichen Säulenbasis behandelt und
niemals vergessen. Dass das Bindeglied bei Fiißen mit der Deckplatte kleiner
sein dürfe, als bei solchen ohne diese, leuchtet von selbst ein. Endlich der
Knauf und die Platte. Die Blüthenkelchform ist bei Candelabern mit Canne-
lirtem Schaft für den Knauf ohne Frage die beste und naturgemäßeste, die ihr
nahe verwandte Vasenform Weniger zu loben. Bei Candelabern mit Pflanzen-
schaft muss natürlich der Knauf der Natur des Stengels folgen, was in ein-
fachster Weise durch Darstellung von Zweigen geschieht, Welche die Platte
tragen; ein einfaches Beispiel ist bei 2'. So wie der Anfang des Schaftes mit
dem Fuß, so muss das Ende oder die Spitze desselben mit dem Knauf ver-
bunden werden, was am besten wie bei a und b durch Glieder geschieht,
welche die stilisirte Blumenform des Knaufs tragen und sich ihm unten gleich-
sam wie der Fruchtboden und die Kelchblätter den Kronenblättern der Blume
anlegen. Andere Verbindungen, sei es durch reine architektonische, sei es
durch thierische Glieder, verdienen weniger Lob, und so anmuthig die Schaft-
spitze des Candelabers Z: mit der Sphinx, welche vergrößert in der Seitenansicht
bei m wiederkehrt, auch erscheinen mag, so kann sie ddch der tektonischen
Idee nach nicht tadellos genannt werden. Ganz verwerflich erscheinen aber
Vermittelungen des Schaftes und des Knaufes wie die, wovon Ä; ein geschmack-
loses Beispiel ist. Schließlich sei noch auf die Vorrichtung zum Verlängern
und Verkürzen bei dem Candelaber c hingewiesen. Man sieht, dass der Schaft
aus dem Fuße gelöst werden kann, indem zwei große Scharniere in dem letz-
tern, wie es die Zeichnung darstellt, geöffnet werden; ferner, dass der Schaft
selbst aus zwei in einander steckenden Theilen besteht, von denen der obere
emporgehoben und durch einen an einem Kettchen hangenden durch seinen
durehlöcherten Stiel gesteckten Pllock beliebig hoch oder tief gestellt werden
kann. Schön wird wohl Niemand diesen Candelaber finden.
Mit den Sitzen, Tischen, Dreifiißen, Leuchtern und Candelabern nebst
Lampen und Hängelampen ist das ständige Mobiliar des pompejanischen Wohn-
zimmers und Salons erschöpft. Von solchen Mobilienstücken oder Geräthen,
welche zeitweilig in diesen Räumen aufgestellt wurden, sind nur etwa noch
die Feuerbeeken oder Kohlenpfannen und tragbaren Öfehen und Ileerde zu
nennen, welche im Winter, da wo man nicht etwa durchHypokausten geheizte
hohle Fußböden und Wände hatte, was in Pompeji außer in Baderäumen nicht
vorkommt, unsere Öfen ersetzen mussten, und grade so gut und so schlecht
ersetzt haben werden, wie die ganz verwandten Kohlenbeekeu dies thateu und
thun, welche vor noch nicht langer Zeit den ganzen Heizapparat im modernen
Süditalien ausmachten, übrigens besser sind, als ihr Ruf durch manchen
modernen Reisenden. Diese Kohlenbecken, deren je eines in beiden Thermen
schon erwähnt wurde, sind so einfach eingerichtet, dass Abbildungen derselben
unnöthig sein würden, wenn zur Mittheilung einiger Proben nicht doch die
anmuthige Verzierung veranlasste. Sie bestehn wie aus Fig. 235 ersichtlich
aus einer gewöhnlich runden Platte mit einem entweder grade oder geschweift
aufsteigenden Rande, welcher mit verschiedenen getriebenen oder eingegra-