Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Erster Abschnitt. 
Mobilien, Geräthe und Gefäße. 
Candelaber, Lampen. 
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Beleuchtung vorauszusenden. Dieselbe stand, was die Hervorbringung hellen 
Lichtes anlangt, keineswegs auf einer hohen Stufe der Ausbildung, namentlich 
deshalb nicht, weil bei dem die Benutzung von Kerzen weit überwiegenden 
Gebrauch der Lampen die Alten keine jener Erfindungen gemacht hatten, 
durch welche wir, die Hitze der Flamme zusammenhaltend, die Verbrennung 
im Wesentlichen auf das aus dem Brennmaterial sich bildende Gas nebst der 
Verzehrung des Bauches beschränken. Von Gläsern, welche die leuchtende 
Flamme umgaben, kommt nicht eine Spur vor, und die antiken Lampen, selbst 
die größten und schönsten, sind in ihrer Einrichtung grade so vollkommen 
und um nichts vollkommener, als die kleinen Lämpchen, die wir in unseren 
Küchen und Gesindestuben zu verwenden pflegen oder Wenigstens in älteren 
Zeiten verwendet haben. Denn jede antike Lampe besteht aus einem Weitern, 
gewöhnlich flachen, runden Behälter für das Öl und den dasselbe aufsaugenden 
Docht, welcher aus einer an das Ölgefäß angefügten Lichtschnauze hervor- 
steckte. Grade dasselbe Princip zeigen noch heutigen Tages auch die Stuben- 
lampen besonders in Rom, die von den antiken nur darin abweichen, dass sie 
von Messing gemacht und an einem den antiken Candelaber ersetzenden Stiel 
hinauf und hinabschiebbar sind. Wer diese römischen lumi aus Erfahrung 
kennt, der weiss, wie schlecht sie ihm (namentlich ehe er sich an sie gewöhnt 
und civilisirtere Lampen vergessen hatte) geleuchtet haben, mochten sie auch 
mit drei oder vier Flammen brennen, welche, um nicht trotz der Verwendung 
von Olivenöl erster Güte, unerträglich zu dunsten, klein gehalten werden 
müssen, in jedem Luftzuge flackern und im Winde auslöschen. WVas von 
diesen modern-antiken, das gilt ebenso von den wirklich antiken Lampen, 
und namentlich gilt, dass man auch bei deren kleinen Flammen in der Ver- 
vielfachung dieser das einzige Mittel zur Steigerung der Beleuchtung 
besaß. Wollte man ja einmal eine größere Flamme brennen lassen, so musste 
man für einen Rauchfang über derselben Sorge tragen, wovon uns in der 
immerbrennenden Lampe des Kallimachos im Tempel der Polias in Athen, 
bei welcher der Rauchfang als ein Palmbaum gestaltet war, ein interessantes 
Beispiel überliefert ist. Die Vervielfältigung der Flammen erreichte man nun 
entweder, wie wir dies z. B. in den kleineren Thermen gefunden haben, durch 
die Aufstellung einer größern Anzahl von Lampen mit einer Flamme oder 
Tiille, welche mit einem aus dem griechischen entlehnten Ausdruck myxa 
hieß und der einflammigen Lampe den Namen monomyxos gab, oder durch 
die Vervielfältigung der Tüllen an einer Lampe, welche man nach deren Zahl 
mit den Namen dimyxos (zweitüllig) oder bilyclnzis (zweiflammig), trimyxos 
(dreitüllig) oder trilyclznis u. s. f. belegte. Als das einfachste Material erscheint 
gebrannter 'I.'hon, neben dem jedoch vielfach auch Bronze verwendet wurde. 
In beiden Hauptmaterialen, Thon und Bronze, zu denen gelegentlich edlere 
Metalle kamen, finden wir, dass die Lampen von der allereinfachsten Form 
sich durch eine fast unübersehbare Beihevon Ornamenten bis zu äußerst zier- 
lichen und schönen Kunstwerken erheben, wobei natürlich die Blüthe der 
Elltwißkelllng der Bronze zufallt. In der folgenden Abbildung Fig. 231 ist 
eine Reihe pompejanischer und herculanischer Lampen zusammengestellt, in 
der die Hauptstufen des Aufsteigens sowohl in Beziehung auf die Zahl der
	        
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