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Fünftes Capitel.
zener Verzierung erhalten, und in sie sind die vier Füße eingezapft. Ein ver-
wandter Gebrauch der Dreifiiße zum Schmucke des Speisesaales ist schon
homerisch und für Pompeji wird er mit dadurch bestätigt, dass diese Mobilien
nicht in der Küche, sondern in Wohnräumlichkeiten aufgefunden sind. Von
den beiden mitgetheilten Proben von Dreifüßen zeichnet sich das eine a,
welches aus dem Isistempel stammt und dem Cultus diente, durch große
Zierlichkeit und reichen Schmuck aus, während das andere 6 durch eine Vor-
richtung zum Höher- und Niedrigerstellen interessant ist, welches sich bei
dem Vierfuß wiederholt. Die Beine sind oben in Gelenkbändern beweglich,
und die ebenfalls beweglichen Querstäbe enden in einen Ring, der an einem
Metallstab an den Beinen herauf und hinunterläuft, so dass vermöge dieser
Vorrichtung der Dreifuß bei breiter Auseinanderstelluxig der Füße um 1], der
Höhe seiner Beine erniedrigt, bei engerer Fußstellung um so viel erhöht
werden kann. Angesichts aller dieser und vieler anderen antiken Tische kann
die Bemerkung nicht unterdrückt werden, wie viel reiner der Geschmack der
Alten war, als der moderne, indem sie allen Schmuck auf die Füße und auf
die Kante des Blattes verwendeten, nicht aber wie es seit der Renaissance
geschieht, auf die Fläche dieses letztern, Welche zum Bestellen oder Belegen
bestimmt ist, und auf der das Ornament verschwindet oder für das Auge
wenigstens unterbrochen Wird, sobald der Tisch seinen Zweck erfüllt, irgend
Etwas zu tragen.
Auch dürfte hier der Ort sein, die Bemerkung einzuschalten, zu der die
neueren Ausgrabungen die Unterlage geliefert haben, dass nämlich, mag der
größte Theil der pompejaner Mobilien an Ort und Stelle oder in den benach-
barten Städten gearbeitet worden sein, man prächtigere Stücke weiterher, ja
aus der Hauptstadt selbst bezog. Den Beweis liefert ein im Localmuseum von
Pompeji aufbewahrtes Plättchen von Bronze, welches nebst verschiedenen
Ornamenten, unter denen zwei jugendliche gehörnte Dionysosköpfe hervor-
treten, zum Beschlag eines Mobiliarstückes von Holz diente und die Inschrift
C CALPVRNIIVS ROMAE li'(ec-it) tragt.
Dass außer den zum eigentlichen Mobiliar des Wohnhauses gehörenden
Tischen sich deren in jedem Haushalt, in Küchen, Anrichtozimmern, Bäcke-
reien u. s. w. und in vielen Läden und Werkstätten noch manche andere zu
verschiedenem Gebrauche bestimmte Tische fanden, versteht sich so ganz von
selbst, dass es kaum erwähnt zu werden braucht, und auch dass diese Tische,
seien sie von Holz, seien sie gemauert und mit hölzernen oder steinernen
Platten je nach dem Bedürfniss belegt, immer ganz einfach und praktisch
waren, lässt sich nach den Beispielen, die wir in den Häusern vorgefunden
haben, nicht bestreiten.
Einen wichtigen Platz unter dem Hausrath nehmen die Candelaber
ein, Wichtig sowohl in praktischem wie in decorativem und künstlerischem
Betracht. Von keiner Art antiker Mobilien ist in Pompeji eine so große Zahl
und eine so große Mannichfaltigkeit aufgefunden worden, wie von Candela-
bern, und in Wenigen anderen zeigt sich die unermüdliche und unerschöpfliche
Erfindungsgabe der Alten so glänzend und erstaunlich, wie in diesen Geräthen.
Über die Candelaber kann man nicht reden, ohne einige Worte über die antike