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Fünftes Capitel.
können wir seit den ersten Zeiten der römischen Colonie, die zweite wahr-
scheinlich seit Ende der Republik, die erste seit der frühem Kaiserzeit nach-
weisen. Doch ist Wahrscheinlich, dass die beiden ersten Classen, bei denen
die Pompeji eigenthümlichen Hermencippen zur Verwendung kamen oder
kommen konnten, eine mindestens eben so alte Sitte darstellen, wie die dritte
undvierte. Es ist ferner klar, dass die vierte Classe erst seit Augustus all-
gemeiner wurde und die dritte Verdrängte; mit dem Grabe der Libella (der
Vater Quinqnennal 25f26 n. Uhr.) griff man auf ein älteres Motiv zurück.
YVir bemerken noch, dass die ältesten Monumente den Kern aus opus {ncertum
mit Inffquadern verkleidet haben, welche in einem Falle Guirlandengrab)
nach Art der vorrömischen Zeit eine dünne, weiße Stuckschicht tragen. In
der ersten Kaiserzeit begann man dann, das opus incertum einfach mit Stuck zu
bedecken und in diesem die Ornamente auszuführen; gleichzeitig entstand das
auch in dieser Beziehung vereinzelt dastehende havertingrab des Libella.
Endlich seit Nero begann die Sitte der Verkleidung mit immer reicher orna-
mentirten Marmorplatten.
Fünftes
Capitel.
Die
Hinterlassenschaft
gegenständliche
des Verkehrs
und
des
Lebens.
Erster
Abschnitt.
Mobilien ,
Geräthe
und.
Gefäße.
Bei der Beschreibung einer Anzahl der bemerkenswerthesten pompejaner
Häuser ist allerdings hier und da auch des in den verschiedenen Zimmern
gefundenen und für ihre Bestimmung bezeichnenden Hausraths im weitesten
Sinne, der gemauerten Bettstellen, der in die Wände vertieften oder an den-
selben befestigt gewesenen Schranke und Bretter, der Speisesophas, Geld-
kisten, dann auch der in ihnen gefundenen Candelaber, Kessel, Lampen u. s. w.
gedacht; allein das ist doch mehr gelegentlich geschehn, und zwar aus dem
bedachten Grunde, um einerseits die sich immer wiederholenden Verzeichnisse
Wichtiger und unwichtiger Geräthe und Gefäße zu ersparen, welche das Lesen
der Fundberichte bis zur Unleidlichkeit ermüdend machen, und um anderer-
SeitS die hier in Frage kommenden Gegenstände in einer planmäßig geordneten
Auswahl zu vollständigerer Übersicht bringen zu können, als es bei der Ver-
iieclltllng 1n die Darstellung der Häuser in ihrer architektonischen Anordnung
und 1n ihrer künstlerischen Ausschmückung möglich gewesen wäre. Hier soll
111111 verSllflht werden, von dem ganzen antiken Hausrath aller und jeder Art,
Welcher (lle Häüfßr 111 Pompeji erfüllte, eine so vollständige Anschauung zu
W 16 (1168 Innerhalb gewisser, nothwendig einzuhaltender Grenzen thun-