Zweiter Abschnitt.
Läden, geschäftliche und gewerbliche Wohnungen.
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Thiir in eine Seitenabtheilung des Hauses, welche das Atrium 33 und neben
dem eigenen Eingang 34 links ein kleines, durch die für die Ruhebetten be-
stimmten Aushöhlungen in den Wänden deutlich gekennzeichnetes Speisezim-
mer 35, rechts ein Sclavenzimmer 36 und den Treppenraum 37 umfasst. Das
ursprünglich geräumige, aus der Tuifperiode stammende korinthische Atrium
ist später durch hineingebaute Scheerwände, deren Zweck im Einzelnen nicht
verfolgt werden kann, entstellt worden. Vor dem Impluvium steht ein Puteal
aus gebranntem Thon h, hinter demselben eine Basis oder ein niedriger mit
weißem Marmor bekleideter Altar und hinter diesem ein zweites Puteal. End-
lich muss im Peristyl des Haupthauses noch eine kaum mannshohe nach
vorn geöffnete Ummauerung 38 erwähnt werden, welche im Fußboden die
Eindrücke von fiinf Balken zeigt und vermuthlich nichts anderes als ein
Schrank war.
Eine zweite Fullonica wurde im Jahre 1875 in der 14. Insula der 6. Region
gefunden (N0. 21. 22, Plan No. 50 b) ; dieselbe ist zwar von geringerem Um-
fange, aber auf einen mindestens eben so großen Betrieb eingerichtet. Die zur
Tuchbereitung dienenden Vorrichtungen finden sich theils in einem Laden,
theils im Peristyl. Im Laden, wo jedenfalls der Verkehr mit dem Publicurn
stattfand, sind die Plätze für drei Waschbiitten (Fig. 195) und außerdem eine
Vertiefung im Fußboden, in welcher vermuthlich die Presse festgemauert war.
Im Peristyl sind weitere sieben Plätze für Waschbiitten und drei große Wasser-
behälter (3,90 x 1,65 M.) angebracht, in deren hintersten das Wasser aus
einer Leitungsröhre hineinfiel, um dann durch Löcher in den Zwischenwänden
in die beiden anderen zu gelangen. An der linken Schmalseite eines jeden
der drei Behälter sind Stufen in denselben angebracht, und zwar in den beiden
ersten je eine in halber Tiefe. Diese machen ganz den Eindruck als habe man,
auf ihnen knieend, die Stoffe auf der an dieser Seite nach Innen geneigten
Oberfläche der Umfassungsmauer gewaschen. Dagegen sind in dem dritten
Behälter zwei nur die halbe Breite einnehmende Stufen, welche offenbar zum
Hineinsteigen dienten. In dem ursprünglich die Fauces bildenden Raume
fand man eine beträchtliche Menge einer weißen Masse, in der man anfangs
eine seifenartige Substanz zu erkennen glaubte; doch hat die chemische Ana-
lyse gezeigt, dass es vielmehr eine weißliche Thonart ist, Walkererde (term
jüllonica), welche wegen ihrer fetteinsaugenden Kraft zur Reinigung der Stoffe
benutzt wurde 171). Die linke Seitenwand des Peristyls trägt ein ihre ganze Länge
einnehmendes und noch auf die anstoßenden WVände übergreifendes Gemälde,
welches in ziemlich geringer Ausführung die Walker darstellt, wie sie ein Fest,
Wahrscheinlich ihr Hauptfest, die zu Ehren der Minerva gefeierten Quin-
qllatrus, begehn, nebst der gerichtlichen Verhandlung über eine dabei entstan-
dene Schlägerei (abgeb. Giornale degli scavi di Pompei, nuova serie III tav. 4)
Eine ungleich kleinere Tuchwalker- oder Wäscherwerkstatt haben die
Ausgrabungen von 1862 im Vico del balcone pensile (N0. 81 im Plane) zu Tage
gefördert, welche sich durch Heerde mit Kesseln und eine Wanne zum Waschen
des Zeuges in ihrer Bestimmung zu erkennen giebt. Auch das Zimmer zum
Aufhängen der gewaschenen Stoffe mit den Löchern für die zum Aufhängen
dienenden Latten ist noch nachweisbar. Hier wurde die vortreffliche Bronze-