Zweiter Abschnitt.
Läden, geschäftliche und gewerbliche Wohnungen.
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schon in dem Namen pisior, des Bäckers, der zugleich Müller ist. Wann das
ungleichlich vorzüglichere Princip, das Korn durch Reibung großer Steine
zerdrücken zu lassen, aufgekommen sei, ist nicht genau zu ermessen, vielleicht
dürfen wir annehmen, dass die Neuerung in Rom erst in der Zeit ein- und
durchdrang, als daselbst eigene Bäcker aufkamen, während früher jede Haus-
haltung ihr eigenes Brod mahlte und backte oder, noch richtiger, als einen
Mehlbrei kochte. Es wäre nicht unmöglich, dass die Einführung der Bäcker-
zunft in Rom im Jahre 480 der Stadt (274 v. u. Z.) wenn nicht mit der von
irgend welchen Mühlen überhaupt, so doch von stehenden Wühlen in größe-
rem Maßstäbe zusammenhinge, welche offenbar eine große Reform in der
Brodbereitung hervorrufen mussten, indem erst sie im Stande waren, wirklich
feines Mehl zu liefern. Mühlen wie die in unserer Bäckerei gefundenen
scheinen die um diese Zeit allgemein gebräuchlichen gewesen zu sein und
fanden sich ebenso, nur z. Th. weniger gut erhalten , in den anderen Bäcke-
reien Pompejis. Die folgende genauere Betrachtung Wird zeigen, dass diese
Maschinen, obwohl mit unseren Mühlen verglichen noch
unvollkommen, doch sinnreich genug construirt und im
Stande waren, ein ziemlich feines Product zu liefern. j 2.
Die Abbildung Fig. 190 zeigt eine Mühle halb (rechts) ß f,
in äußerer Ansicht, halb (links) im Durchschnitt. Die 21321;???
Grundlage bildet ein schweres, cylinderförmiges Gemäuer
a, auf welches vielleicht, denn vorgefunden hat man dies
an keiner Mühle in Pompeji, eine rundumlaufende Rinne 123g 19„ Blühlle.
b aus Haustein aufgesetzt gewesen ist, in der sich das fertige
Mehl, welches mit den Händen herauszunehmen war, sammelte. Auf diesem
iiachliegenden Gemäuer erhebt sich, in dasselbe eingelassen, ein kegelförmiger
Stein c mit etwas geschwungenen Profillinien. Dieser bildet den einen Rei-
ber; der andere besteht aus einem ausgehöhlten Doppelkegel oder Doppel-
trichter d in Form unserer Sanduhren, welcher über den festen Kegel gestürzt
ist und um denselben gedreht wird. Der obere Trichter diente um das zu
Inahlende Getreide aufzunehmen, welches, durch die beide Trichter verbin-
dende Öffnung hinabgleitend, bei der Umdrehung des Apparates allmählich
zerrieben wurde und als Mehl in die Rinne des Grundsteins fiel. Nachdem
S0 das Grundprincip nachgewiesen ist, sind noch einige feinere Einzelheiten
Zll betrachten, deren Kenntnis wir dem glücklichen Umstande verdanken,
dass Mazois bei der Ausgrabung der hier näher beschriebenen Mühle anwe-
send war und die gleich zu nennenden, aus Eisen gebildeten Theile, freilich
von Rost fast ganz zerfressen, jedoch durchaus erkennbar vor-
fand, Was bei keiner andern Mühle der Fall ist. f . W.
Zunächst würde es beinahe unmöglich gewesen sein, den
gegen 2 M. hohen Doppeltrichter um den feststehenden untern '
Relber Zll drehen, wenn beide aus rauhem vulcanischen Stein Fig. 191.
gearbeitete Theile mit ihrer gesammten Fläche auf einander Eiserner Zapfen
el und Drehscheibe.
8_ 98811 hatten. In den feststehenden untern Reiber ist daher
8111 starker eiserner Zapfen, a Fig. 190, eingelassen, während die Öffnung
des Doppeltrichters an ihrer schmalsten Stelle durch eine dicke, von fünf