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Viertes Capitel.
drei Lagern und allen Bequemlichkeitenu, wie wahrscheinlich zu ergänzen sein
wird. Der Gastgeber in diesem übrigens äußerst bescheidenen Elephanten-
wirthshaus scheint ein in einer kleinen Inschrift (Sittius resiituit elepantzdmj)
über dem Abzeichen als dessen Erneuerer genannter Sittius zu sein. Hospitien
dieser Art kehren in nicht geringer Zahl in Pompeji wieder; hier mag
nur noch dasjenige im Vicolo di Eumaclzia N0. 15 angeführt werden, auf
dessen WVänden die hier einquartiert gewesenen Gäste mancherlei interessante
Inschriften hinterlassen haben. Die verschiedenen Lupanare, die man in
Pompeji aufgefunden haben will (das neueste ist sicher ein solches), und die
sich hier am besten anfügen lassen, können aus nahe liegenden Gründen nu
erwähnt werden. Außer den Ladenzeichen und dem ihnen Verwandten wurden
auf die Pfeiler der Läden vielfach noch die bekannten symbolischen Schlangen
als talismanische Zeichen zur Abwehr von Unheil angemalt, hier und da wohl
auch noch ein anderer Schutzgenius (genius loci), und dieselbe oder ähnliche
Bedeutung werden auch die Phallen haben, welche mehrfach an den in Rede
stehenden Stellen und neben Hauseingängen in Pompeji vorkommen.
YVenn man nun Alles zusammenfasst, was man von Merkmalen geschäft-
lichen Betriebes in Pompeji aufgefunden hat oder auch aufgefunden zu haben
meint, denn man kann sich keineswegs für Alles verbürgen, so können
wir die folgende kleine Reihe von Handwerken und Gewerben in Pompeji
nachweisen. Die Werkstatt eines G ro b s ch m i e d e s oder eines YV a gn e r s
(Plan N0. 19) liegt in der Straße vom Herculaner Thor unfern des zweiten
Brunnens an der Vorderseite eines geräumigen Hauses, welches jedoch außer
einem ziemlich bedeutenden Keller nichts besonders Bemerkenswerthes bietet.
Auch die Werkstatt an sich enthält von Nennenswerthem höchstens eine kleine
Nische für den Schutzgenius, die charakteristischen und nicht uninteressanten
Werkzeuge sind in das Museum geschafft. Man fand mehre Hebebaume, von
denen einer am obern Ende in einen Schweinefuß ausgeht, Hammer, Zangen,
eiserne Zirkel und andere Geräthe, Wagenachsen und die Felge eines Rades.
Größeres Interesse gewährt eine T öp f erei in einem der Läden links an der
Gräberstraße, namentlich durch die beiden eigenthümlichen Öfen zum Brennen
der Geschirre. Dieselben sind gemauert und zwar mit doppelter Höhlung:
der untere Theil, in welchen die Feuerung gethan wurde, ist mit einer flachen,
von vielen kleinen Löchern durchbrochenem Wölbung gedeckt, um die Hitze
in den obern Raum, in den die Gefäße gestellt wurden, leicht durchdringen
zu lassen. Dieser obere Raum ist überwölbt, und zwar ist in Betreff des
kleineren Ofens bemerkenswerth, dass das Gewölbe aus in einander gesteckten
Thongefaßen gebildet ist, eine Construction, welche in sinnreicher Weise
Leichtigkeit und Festigkeit vereinigt. Keineswegs aber bilden diese kleinen
Amphoren, wie behauptet worden ist, eine Spirale-eine Construction, welche
bei der KuPPel Voll S. Vitale in Ravenna und in der Sophienkirche in Kon-
stantinopel im Großen angewandt worden ist. Vielmehr ist die Wölbung ein
Tonnengewölbe, gebildet durch sieben in der Querlinie liegende Reihen von
Amphoren. Hiernächst ist kurz die s. g. Oasa delle forme di creta, das
Haus der Gypsformen (N0. 59 im Plane), zu nennen, welches seinen Namen
der Auffindung ziemlich vieler Formen aus Gyps verdankt und wahrscheinlich