Zweiter Abschnitt.
Läden, geschäftliche und gewerbliche Wohnungen.
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Angeln drehenden Thür (Fig. 185 a) eingriff, und so dem ganzen Verschluss
Halt und Festigkeit gewährte. Dass die Oberschwelle mit einer eben solchen
Rille versehn war, wie die Unterschwelle, versteht sich eigentlich von selbst,
wird aber außerdem durch ein vollkommen erhaltenes Beispiel, nicht in Pom-
peji, sondern in Rom am Traiansforum bewiesen 154). Demnächst ist auf die
Pfeiler rechts und links neben den Thüren und Verschlüssen der Läden zu
achten. Es wurden nämlich diese Pfeiler dazu benutzt, um die Aushänge-
schilder und Ladenzeichen aus Thon einzulassen oder häufiger noch anzumalen.
Diese angemalten oder plastischen Ladenzeichen bieten uns denn auch die
Möglichkeit, die urpriingliche Bestimmung des einen und des andern Ladens
in Pompeji nachzuweisen. Ein Milchhändler z. B. in einem Laden der
kleineren Thermen hat eine Ziege an seinem Ladenpfeiler in Terracottarelief
angebracht, ein Bäcker die Reliefdarstellung einer von
einem Maulthier getriebenen Mühle (s. Fig. 186) von 5
der unten zu erklärenden Art ; an dem Ladenpfeiler eines
W e inh än dl er s fand man ebenfalls in Steinrelief zwei
Männer, die eine Weinamphora an einem Stock auf den )
Schultern tragen 155), während ein anderer, ungleich ge-
schmackvoller als die meisten übri Kl h" dl
gen ein an er, ä?
einen recht leidlichen Bakchos, der eine Traube aus- w; j
drückt (Hlbg. N0. 25, jetzt zerstört), auf seinen Laden- Fig- 185- ßelißfdarßtel-
pfeiler hatte malen lassen. Andere Zeichnungen auf den lung an 1351:? Backw-
Pfeilern sind ihrer Bedeutung nach nicht sicher, und so
auch die Bedeutung der mehrfach an Schenken vorkommenden Schach-
oder Damenbretter; da aber die Alten das Brettspiel kannten, so mag
durch diese Aushängeschilder angezeigt worden sein, dass man in diesen
Localen auch sein Spielchen machen konnte. Ein einzeln vorkommendes
Schild eines Ladens an den kleineren Thermen neben dem des Milchhändlers,
welches einen Gladiatorenkampf darstellt, dem Laden den Namen der
Gladiatorenschule verschafft hat und an die Verse des Horaz Sat. II, 7, 71 ff.
erinnert, erklärt sich vielleicht aus der Vergleichung der Sitte in modernen
Matrosen- und Handwerkerkneipen, auf deren Schildern auch oft die Gäste
gar anmuthig abconterfeit zu sehn sind. Der Laden wäre danach besonders
W11 Gladiatoren besucht worden. Unter dem Bildchen steht in vorzüglicher
und dem Stande der Gäste angemessener Orthographie, nämlich ABEAT
VENERE BOMPEIIANABIA IRATAM QVI LAESERIT (d. h. lzabeat Vene-
rem Pompeianam 156) iratam qm" laeserit), eine Verwiinschung dessen, welcher
das schöne Gemälde beschädigen würde. Von ganz besonderem Interesse sind
die Schilder einiger Hospitien (Wirthshäuser), indem sie wie viele der unseren
ein Thier als Zeichen führen; so beispielsweise das WVirthshaus im Vice delle
139111116 Stabiane, N0. 90 im Plane, neben der Oasa rli Sirico, dessen Schild, dem
Tdzcolo de! balcone pensile grade gegenüber, einen Elephanten darstellt, der von
einer Schlange umringelt und von einem Zwerge gehütet wird 157) Darunter
Steht mit großen Buchstaben roth auf weißem Grunde HOSPITIUM
HIQ- LOCATUR I) TRICLINVM CVM TRIBVS LECTIS l] IIT COM(modis
Ommbusl 158) also: nWirthshaus. Hier vermiethet man ein Speisezimmer mit