372
Viertes Capitel.
und Sonne eindringen ließen, jedoch bei zu großer Hitze sowie bei Nacht mit
Läden ganz verschlossen werden konnten, in welchem Falle ein über dem
mittelsten derselben angebrachtes viereckiges Fensterchen das nöthige Däm-
merlicht eindringen ließ. Unter den Fenstern dieses Schlafzimmers lag, jetzt
Wiederum vollkommen verschüttet, ein Garten im Niveau der Straße, auf
Welchen der Gang (posticum) 15 hinausführt. Im Hintergrunde des Schlaf-
zimmers sieht man in y den Bettalkoven, der mit einem Vorhang verschlossen
war, dessen Ringe man noch gefunden hat, und in d ein Mauerwerk mit einer
Vertiefung, das wohl als Waschtisch gedient hat. Salb- und Ölgefäße hat man
ebenfalls in diesem Gemach gefunden. Neben dem Ausgang in den Seiten-
garten 15 liegt ein von diesem Gange aus betretbares, ganz schmuckloses
Zimmer 16, in welchem man die Reste mehrer Wandschränke fand, und das
darum als Garderohezimmer gilt, eine Bestimmung, die nicht recht einleuch-
tend ist.
Die Räume an der Vorderseite des Peristyls, zunächst der Straße,
enthalten ein vollständiges Bad und außerdem die Küche nebst einer Vor-
rathskammer. Aus dem Peristyl gelangt man zuerst auf einen dreieckigen
Hofraum 17; an zwei Seiten desselben bildete ein von sieben schlanken acht-
eckigen Pfeilern getragenes Dach eine schattige Ambulatio, an deren einem
Ende bei e ein kleiner gemauerter Heerd steht, Wahrscheinlich zur Bereitung
warmer Getränke, welche die Römer nach dem kalten Bade zu genießen
liebten. Ein Kessel und mehre Töpfe Wurden hier gefunden. An der dritten
Seite des dreieckigen Hofes, gegenüber dem Eingange, ist angelehnt an die
Mauer gegen die Straße das Bassin für das kalte Bad, die Piscina C von
M. Größe und 1,10 M. Tiefe, mit härtestem Stucco ausgekleidet
und durch drei in der einen Ecke angebrachte Stufen zu betreten. Die Ränder
sind mit Marmorplatten belegt und die Wände um 0,65 M. über den Boden
erhöht. Auf ihren Enden stehn zwei Säulen aus Backsteinen, welche ein Dach
trugen, dessen Spuren auch noch in der Wand erkennbar sind, und welches
die Badenden gegen die Strahlen der Sonne schützte, ohne den Zutritt der
freien Luft zu behindern. Die Hinterwand war auf blauem Grunde mit
Fischen, Muscheln und sonstigen Meerthieren bemalt, Während zunächst
außerhalb der Badenische jederseits Bäume und Gebüsche auf die gelbe WVand
gemalt waren. Diese Decoration ist jetzt fast völlig verschwunden, hat aber
von Mazois, der sie Band II, Taf. 52 Fig. 1 mittheilt, noch gezeichnet werden
können. Der Boden des Hofes und Umgangs war mit Weiß und schwarzem
Mosaik belegt. Das YVasser wurdeyon der Straße her durch ein, Wahrschein-
liCh mit der großen Leitung der Stadt in Verbindung stehendes Bleirohr ein-
geführt und nach dem Gebrauch auf die Straße wieder abgeleitet. An diesen
Hofraum grenzen zunächst die beiden Zimmer 18 und 19, von denen 18, nur
durch eine schmale Thür vom Hofe aus erleuchtet und ohne andere Zu-
gänge, mit Weißen YVänden, an welchen Brettgestelle angebracht Waren, als
eine Vorrathskammer zu betrachten ist. Dagegen gehört 19 zum Bade als
Vorraum oder Apodyterium, entsprechend dem Raume 20 der Casa de! Labe-
Tinte. Aus ihm gelangt man in das Tepidarium 20. Diesem Wurde die Warme
Luft von dem angrenzenden Caldarium aus durch eine runde, 0,22 M. weite