Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Casa del Centenario.
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neben einer rohen Zeichnung eines Gladiatorenkampfes eingeritzte Inschrift:
Ojßciosusfugit VIII Mus nov. Druso Caesare M. Iumb Silano cos. Auf der
Rückseite des Impluviums steht ein kleiner Tuffpfeiler, von dem wohl ehemals
eine Brunnenfigur einen YVasserstrahl in das Impluvium fallen ließ.
Der schiefwinklige südwestliche Theil des Hauses enthält drei bestimmt
geschiedene Gruppen von Räumlichkeiten, Welche durch den Gang 22 unter
einander und mit den übrigen Räumen verbunden werden. Die erste der-
selben, bestehend aus den Zimmern 40, 41, 42, 43, ist von 22 aus durch den
Gang 39 zugänglich, und War für die Gelage und Vergnügungen des Haus-
herrn bestimmt : 41 ist ein großes und schönes Triclinium; 43 enthält obscöne
Malereien, Welche über den Charakter der Vergnügungen, denen dies Zimmer
gewidmet war, keinen Zweifel aufkommen lassen; 42 ist nur ein Vorraum zu
43; für 40 lässt sich kein bestimmter Zweck nachweisen. In einer frühem
Periode bestand diese Gruppe aus den Zimmern 40, 41, 45, welches letztere
damals nicht mit 44 und 46, sondern mit 39 durch eine Thür in Verbindung
stand, während 42 und 43 nicht von 41, sondern nur von 25 aus zugänglich
waren. So kommt es, dass 42 und 43 im letzten pompejanischen Stil aus-
gemalt sind, während 40, 41, 45 die älteren Malereien im nCandelaberstila
bewahrt haben, und zwar 40 und 45 auf weißem, 41 auf schwarzem Grunde.
Die Malerei des Tricliniums 41 (welches auch durch die alenartigen
Erweiterungen seines vordern Theils merkwürdig ist) verdient eine beson-
dere Erwähnung als eines der schönsten und reichsten Beispiele des genannten
Stils. Mit seiner schwarzen Wandfläche und seinem ebenfalls schwarzen Fuß-
boden, in welchem eingelegte weiße Steinchen ein Muster bilden, müsste das
Zimmer einen ungemein ernsten, fast finstern Eindruck machen, wenn nicht
die zwar sparsamen und zarten, aber in lebhaften Farben sich kräftig abheben-
den Einzelheiten der Wandbemalung dem erfolgreich entgegen wirkten. Ein
rother Streif zieht sich am Fußboden entlang; weiter wird der Sockel durch einen
grünen gemalten Carnies, die Hauptiläche durch zwei einen Fries einschließende
gemalte Gesimse abgeschlossen, deren geschwungenes Profil ohne horizontale
Gliederung mittels Abschattirung aus Violett durch Weiß zu Grün mehr an-
gedeutet als eigentlich dargestellt ist; den obern Abschluss der ganzen Wand
bildet über einem schmalen hellen Ornamentstreif ein etwas breiterer hellrother
Streifen. In horizontaler Richtung werden die Wände getheilt durch dünne
Säulen und einfache Candelaber, beide in Grün gemalt; von den so ent-
stehenden Feldern ist das Mittelfeld der Hauptßäche jeder der drei Wände
des engern und innern Theils zinnoberroth, das der Straßenwand und der
gegen 42 in welche die Thür erst später gebrochen wurde) gelb. Jedes dieser
Mittelfelder enthielt eine ziemlich groß ohne Einrahmung auf den rothen
resp. gelben Grund gemalte genrehafte Gruppe: in den übrigen, schwarzen
Feldern ist in viel kleineren Verhältnissen e eine weibliche Figur mit aegypti-
sehen religiösen Symbolen und Geräthen dargestellt; der Fries enthält ab-
wechselnd tragische und komische Theaterscenen, endlich der obere Wandtheil
kleine, als Tafelbilder gedachte Gemälde mit Genrescenen. Die vorwiegenden
Farben aller dieser Darstellungen sind Violett, Gelb, Grün, Hellblau. Von den
Gruppen der Mittelfelder ist nur die der Straßenwand, eine Opferscene, ganz