Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Casa de! Centenario.
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Die Säulengänge des Peristyls hatten nur auf der Vorderseite (oben auf
dem Plan) ein oberes Geschoss, wie die beistehenden Durchschnitte zeigen;
Die uncannelirten Säulen sind bis zur Höhe von 1,47 M. roth, dann über
einem schmalen grünen Streifen weiß, mit einem blauen Streifen unter dem
Capitell, welches von der dorischen Form abgeleitet ist, aber ein zierlich ge-
gliedertes Profil hat; das einfach geformte Gebälk ist über einer Holzbohle
aufgemauert. Die Säulen waren durch ein Holzgitter verbunden; an jeder
derselben finden sich, auf der dem Viridarium zugewandten Seite, Reste von
zwei eisernen Nägeln oder Haken, welche ohne Zweifel zum Aufhängen Von
Vorhängen dienten. 10 ist eine Piscina, an deren gerundeter Seite auf einer
kleinen Tuffbasis eine sehr schöne Bronzestatuette (jetzt im Nationalmuseum)
stand, einen Satyr darstellend, welcher aus einem Schlauch den Wein aus-
laufen lässt: aus der Öffnung des Schlauches ergoss sich ein Wasserstrahl in
die Piscina. Die decorativ wirkungsvolle und auch in manchen Details schöne
Malerei der Peristylwände, letzten Stils, ist nur auf der Südwestwand erhalten:
die großen gelben, violettroth geränderten, durch phantastische Architektur-
prospecte getrennten Felder enthalten jedes in der Mitte ein Bild, und zwar
zwei größere Bilder, deren eines die Befreiung der Andromeda durch Perseus
darstellt, das andere Bauern oder Hirten, welche mit Steinen und Stöcken
einer Frau zu Hülfe eilen, welche in einem Teich, in der Nähe von Gebäuden,
von einer Schlange in ihren Windungen gehalten wird: wahrscheinlich eine
Parodie der vorigen Darstellung. Die übrigen Bilder sind kleiner und ent-
halten Götterattribute. Unter jedem der erwähnten Architekturprospecte ist
in schwarzem Felde ein geflügelter Kopf gemalt; einer derselben ist besonders
gut erhalten und meisterhaft ausgeführtßs) z wahrscheinlich haben wir in ihnen
Windgötter zu erkennen.
33 war, wie schon erwähnt, ein kleiner Garten, rechts und hinten durch
den bedeckten Gang 34 (auf dem Plan schrafiirt) verengt. A11f dem vordern
Rande dieses letztern steht eine mit buntfarbigem Mosaik bekleidete Brunnen-
nische, aus welcher ein Wasserstrahl über eine weiße Marmortreppe in eine
geräumige, innen blau ausgemalte Piscina fiel; eine in der Nähe gefundene
kleine Marmorstatue eines Hermaphroditen stand wahrscheinlich in der Nische.
Die Malereien der Wände, aus der letzten Zeit Pompejis, sind nicht eben sehr
geschmackvoll. Sie stellen thcils die hinter einer Mauer sichtbaren Piianzen
eines Gartens dar, theils sieht man in einem 0,57 M. hohen, bis an den obern
Rand der Vorderwand des Ganges 34 reichenden Streifen wie in einem Aqua-
rium allerlei Seethiere: Fische, Muscheln, Hummer und Polypen, zum Theil
im Kampf mit einander.
In Betreff der übrigen Zimmer heben wir hervor die Wanddecorationen
von 7 und 8, deren Wandfelder, dort weiß, hier schwarz, mit Arabesken um-
säumt sind, besonders hübsch in 7 ; ferner das eine Gorgonenmaske darstel-
lende Fußbodenmosaik von 12.
Den Hauptzugang zu diesem centralen Theil der Wohnung bildet das
Haupt- und Repräsentationsatrium 2, welches dieser seiner Bestimmung ent-
sprechend nebst Alae und Ostium im Stil der letzten Zeit gut ausgemalt ist
und auf seinen rothen Wandfeldern theils schwebende Figuren, theils vier
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