Die H-ivatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Casa del Centenario.
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Traufrinnen, von denen eines ein vollständiges Löwenvordertheil mit einem
Blatt als Ausguss darstellt, ähnlich wie in der Traufrinne oben Fig. 143. An
der hintern Seite des Gartens liegen von rechts nach links zunächst zwei kleine
Zimmer ohne Schmuck 45 und 46; vermuthlich war 46, WO das Muster des
Fußbodens aus Signinum den Platz des an der Straßenwand stehenden Bettes
bezeichnet, die Cella des Thürhüters, 45 dagegen die des Gärtners. Sodann
das Posticum 47 auf den Vicolo di rllercurio, neben dem in 48 eine Treppe zu
einigen oberen Räumen des großen Peristyls lag; ferner eine breite, wohl zur
Aufstellung von Statuen bestimmte, heute aber zur Aufbewahrung architekto-
nischer Ornamente benutzte, über den Boden des Umganges erhöhte Nische
49, mit zwei Cabinetten 48 a und 48 b zu den Seiten, welche durch hölzerne
Treppen zugänglich gewesen sein müssen und von denen 48 a, wie die erhal-
tenen Bretteindrücke und Löcher zeigen, als Vorrathskammer diente. Weiter
links folgt eine Erweiterung des Umganges, von der aus unter 48 b die Öffnung
einer gewölbten Kloake sichtbar ist. Endlich an der Hinterwand zwei kleine
Lararien 50 und 51, Nischen von flachen Giebeln gekrönt. Merkwürdig ist
in einer so großen Wohnung das Fehlen von Zimmern, welche sich durch
Lage und Bauart als Wintertriclinien zu erkennen geben.
Von den in diesem Hause in sehr großer Zahl gefundenen Gegenständen
verdienen einige versilberte Thürschlösser, bronzene Thürbeschläge mit
mannichfaltigen Reliefornamenten, sowie Ornamente verschiedener Mobilien
von demselben Metall, silberne Casserolen und Schalen und dergl. hier zum
Schlüsse noch erwähnt zu werden, da auch diese Dinge von dem Reichthum,
welcher in diesem Hause herrschte, Zeugniss ablegen.
(N0. In den Jahren 1879 und 1880 wurde in der neunten Region,
östlich der Insulae 5 und ß, ein großes und in vielfacher Weise interessantes
Haus (N0. 108 b im Plan) aufgedeckt, welches man, Weil dort bei der im Jahre
1879 veranstalteten Erinnerungsfeier an die Verschüttung Pompejis Ausgra-
bungen gemacht wurden, Casa del Uentenario, oder nach einer daselbst ge-
fundenen Bronzestatuette Casa del Fauna ubbriaco nennt. Wir sind in der
glücklichen Lage, von demselben nicht nur den Grundriss, sondern auch den
Längen- und Querschnitt nach einer in allen Wesentlichen Punkten sicher rich-
tigen Restauration zu geben. Es stammt in seiner uns vorliegenden Gestalt
im Wesentlichen aus römischer, aber wahrscheinlich noch republikanischer
Zeit; seine Malereien zerfallen in zwei Classen: die älteren sind Vermuthlich
dem Bau des Hauses gleichzeitig, jedenfalls aber, nach dem Zeugniss einer
noch zu erwähnenden Wandinschrift, älter als das Jahr 15 n. Chr. ; sie gehören
einer dem dritten Stil verwandten Manier (nCandelaberstila) an. Diese Male-
reien sind aber in den meisten, und namentlich in den bevorzugten Räumen,
durch Decorationen verdrängt worden, welche den Stil der letzten Zeiten
Pompejis zeigen 147).
Ein Blick auf den Plan (Fig. 178) zeigt, dass wir hier im Großen und
Ganzen dieselbe Anordnung haben, welcher wir in der Oasa de! Laberinto und
del Fauna (No. 22 und 23) begegneten: ein Haupt- und ein Nebenatrium, ein
Peristyl hinter beiden, hauptsächlich aber hinter dem Hauptatrium, Wirth-
schaftsräurne neben dem Peristyl auf der Seite des Nebenatriums. Das Cen-
Overbeck, Pompeji. LAuß. 23