Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Casa del Fauna.
349
und auf den Säulengang des Gartens ganz offen ist. An der Mauer der Küche
ist im Gange noch eine Treppe in das obere Geschoss angebracht. Von Deco-
ratioii ist außer dem erwähnten bescheidenen Mosaikfußboden in der Ala 14
nichts Nennenswerthes in dieser Abtheilung vorhanden, ja alle zu ihr gehörigen
Raume sind, wenn nicht ganz roh abgetüncht, Wie geflissentlich einfach mit
weißen Wänden über rothem Sockelstreifen gehalten; ohne Zweifel geht dies
zurück auf den Wiederaufbau nach dem Erdbeben vom Jahre 63, welches die
rechte Seite dieses Atriums zerstörte.
Dagegen bietet das größere linke Atrium nebst den hinteren Räumen ein
treffliches Beispiel der Decorationsweise der altern Zeit. Hier beginnt in ge-
wissem Sinne der Schmuck schon vor dem Hause, indem in das Trottoir von
opus Signinum vor der Thür des Vestibulums 26 das Wort HAVE (ave, sei
gegrüßt!) mit großen Mosaikbuchstaben aus farbigen Marmorstücken eingelegt
ist. In dem Hausflur können wir sehr deutlich das durch eine dreiflügelige Thür
verschließbare Vestibulum c vor der, wie schon früher (S. 252) bemerkt, nach
außen sich öffnenden Hausthür, von deren Eisenwerk und Bronzebeschlag man
bedeutende Reste aufgefunden hat, und das Ostium d unterscheiden. Das
Vestibulum gleicht auch hier die Schiefwinkligkeit gegen die Straße aus. Das
Ostium hat eine beträchtliche Steigung bis in das Atrium und ist mit einer
Zusammensetzung von kleinen Marmordreiecken von weißer, schwarzer,
rother, gelber und grüner Farbe gepflastert und gegen das Atrium mit einem
jetzt ausgehobenen Mosaiksaume abgeschlossen , welcher meisterhaft aus
farbigen Marmorstückchen, nicht aus Pasten, gearbeitete Masken, durch-
schlungen von einer Guirlande von Früchten und Blumen (Mus. Borb. XIV,
14) darstellt. Die Wände des Ganges sind mit Feldern in Stuck bis zur Höhe
von 2,40 M. bekleidet, welche marmorartig bemalt sind. Darüber lag ein
von in Hochrelief aus Gypsstucco gebildeten Sphinxen und Löwen getragener
Carnies, über welchem zu beiden Seiten eine kleine Nische mit blinden Thüren
in Stucco mit Stuccosaulen und Pfeilern, eine vollständige Tempelfagade dar-
stellend, angebracht ist. Getragen werden diese Säulchen und Pfeiler von
einem mit Cassetten geschmückten, einst von Kragsteinen getragenen und mit
schönem Geison abgeschlossenen Deckengliede. Von der reichen Bemalung
der Cassetten ist wenig erhalten; die violette innerste Fläche derselben war
von einem gelben Eierstab eingefasst und enthielt in der Mitte je eine kleine
Reliefbüste, die aber nirgends erhalten ist. Von allen bisher entdeckten Haus-
eingängen Pompejis ist dieser Weitaus der prächtigste144).
Das tuscanische Atrium dieser Wohnung '27 hat an sich nichts besonders
Interessantes, ausgenommen die schon erwähnte, hier namentlich an der
untern Ecke rechts deutlich erkennbare Bleibekleidung der Wände. Der die
Bleiplatten haltenden Nägel sind so viele, dass man ihrer auf einem Quadrat-
meter über 200 zahlt; ihre vorspringenden Köpfe dienen als Haltepunkte der
Stuccoverkleidung, welche natürlich auf dem Blei selbst nicht gehaftet haben
Wiirde- Das ungewöhnlicher Weise mit einem Springbrunnen versehen ge-
wesene Impluvium aus Travertin in der Mitte des Atriums ist besonders
deswegen merkwürdig, weil sich bis auf seinen Boden die in diesem Hause
vorherrschende Lust am Mosaik ausgedehnt hat, und zwar so, dass dieser