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Viertes Capitel.
(Fluusai d. i. Florae) enthält. Eine kleine Bronzestatuette, in der 1nan eben diese
Göttin erkennen will, findet sich ebenfalls in den Fundberichten dieses Atriums
verzeichnet, doch ist sie nicht bekannt. In Bezug auf die Flora-Inschrit äußert
Mommsen (Unterital. Diall. S. 189) frageweise die sehr wahrscheinliche Ver-
muthung, dass dies prächtigste aller Häuser in Pompeji einer alten Familie
oskischer oder samnitischer Abkunft gehört habe, welche den nationalen Cult
und die nationale Sprache länger als die übrigen Bewohner bewahrt hätte.
Gleich links am Ostium und Atrium finden wir eine apotlzeca 8, welche zu-
gleich eine vom Ostium aus betretbare Treppe zum Obergeschoss enthielt;
gegenüber liegt die cella ostiarii 9. Auf der linken Seite des Atriums ist 10
ein sehr einfach im letzten Stil ausgemaltes, auch durch eine Thür aus dem
Hauptatrium 27 zugängliches Schlafzimmer, wie wir es ganz ähnlich auch in
der Oasa del Laberinto (29) fanden. Die linke Ala 11 diente als Durchgangs-
raum. Neben der rechten Ala 14, mit schwarzweißem Mosaikfußboden, liegt
ein Schlafzimmer 13 mit einem zweiten 12 hinter sich, welches, durch ein
Fenster von der Straße erleuchtet, nur durch das erstere betretbar ist. Beide
sind sehr einfach, mit weißen Wänden; man würde sie für Sclavenzimmer
halten, hätte man nicht in beiden, außer einigen bronzenen Vasen, elfen-
beinerne Bettgestellfiiße, also die Reste von sehr kostbaren Bettgestellen ge-
funden. Diese beiden Zimmer sind viel niedriger gestochen als die übrigen,
so dass man über den Balkenlöchern der Decke den Anfang des zweiten Stockes
sieht, in dessen sehr einfachen, durch die Treppe in 8 zugänglichen Räumen
(überS, 6, 9, 12, 13, vielleicht auch über dem Laden 4) wohl sicher die Diener-
schaft untergebracht war. An den Enden des Atriums beiinden sich rechts
und links Hausteinfundamente a und b, von denen dasjenige links einem in
Fragmenten gefundenen Geldkasten zur Basis gedient haben mag, während
das andere rechts, so viel man aus den bei der Ausgrabung gefundenen Resten
zu schließen vermag, eine Presse zum Ausdrücken einer Flüssigkeit getragen
zu haben scheint, welche sich durch ein Loch in der Mauer in das durchaus
ungeschmückte Zimmer 15 ergoss. In der Mitte der Steinbasis rechts steckt
noch ein Zapfen von Eisen. Auf der Rückseite des Atriums finden wir links
nur die Fauces 16 in das beiden Abtheilungen gemeinsame Peristyl, während
der größern Abtheilung die Fauces fehlen, rechts einen Durchgangsraum zu
den Wirthschaftsräumen, 17, an dem zwei Treppen und ein von der Straße her
erleuchtetes Sclavenzimmer 18 liegen, und als dessen Verlängerung sich ein
durch ein paar Fenster vom Peristyl 36 erleuchteter langer Gang 19 darstellt,
Welcher in das auf den Garten geöffnete Zimmer 43 führt. An diesem
Gange liegen rechts ein zweites Sclaven- oder auch Vorrathszimmer 20, der
geräumige Abtritt 21 mit einem ansehnlichen Fenster nach der Straße, ein
doppeltes Badezimmer 22 und 23 mit unterhöhltem,vo11 Thonröhren getragenem
Fußboden und den Resten der die Hohlwände bildenden Thonplatten, weiter
eine Von Zwei Fenstern erhellte geräumige Küche 24 mit einem großen ge-
mauertell Heerde, der Öffnung zur Heizung des Caldariums 23, einer Brunnen-
öffnung in Travertin und einer hoch oben als Aedicula aus der linken Wand
hervortretenden Larariumnische, endlich das weite Tricliniilm 25, welches
sich mit einer Thür gegen den Gang, mit einer zweiten in die Exedra 43 öffnet